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Superfood im Visier

Superfoods werden als besonders gesunde Lebensmittel beworben und liegen voll im Trend. Fast jeder hat den Begriff schon einmal gehört oder ist dem Gesundheits-Trend bereits gefolgt. Aber welche Nahrungsmittel gehören denn wirklich zu den sogenannten „Superfoods“ und was macht sie so gesund im Gegensatz zu anderen? Wir nehmen die vielversprechenden „Wundermittel“ einmal genauer unter die Lupe.

Was sind Superfoods?

Superfoods sind pflanzliche Lebensmittel, denen man besonders gesundheitsfördernde Eigenschaften zuspricht, da sie einen besonders hohen Gehalt an bestimmten Nährstoffen besitzen (also Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe). Dadurch haben sie eine große antioxidative Wirkung, das heißt sie stärken das Immunsystem sowie das Herz-Kreislauf-System und schützen vor Krankheiten und Alterserscheinungen. Allgemein wird das Wohlbefinden also auf verschiedene Art und Weise positiv beeinflusst.

Tatsächlich ist die Gruppe der Superfoods nicht genau definiert. Zuerst wurden meist Samen (Superseed) oder Beeren und Obstsorten (Superfruit) exotischen Ursprungs als Superfood bezeichnet, die bis dahin nur wenig bei uns zu finden waren. Dazu gehören Chia-Samen, Acai-, Goji- und Aronia-Beeren, Cranberry, Avocados, Algen, Quinoa, Amaranth, Hanfsamen, Moringa- oder Maca-Pulver. Mittlerweile bekommt man diese Superfood-Lebensmittel aber nicht nur in Bioläden und Reformhäusern, sondern in fast jedem Drogerie- und Supermarkt. Leider sind exotische Superfoods bei uns auch häufig nicht als frische Lebensmittel erhältlich, sondern werden getrocknet, als Saft oder in Nahrungsergänzungsmitteln in Form von Pulver oder Kapseln angeboten.

Inzwischen werden auch heimische Pflanzen, wie Hagebutte, Heidelbeere oder Brennessel, als regionales Superfood beworben, denn auch unter unseren heimischen Nahrungsmitteln gibt es solche, die von bestimmten Nährstoffen besonders viel enthalten.

Was können Superfoods?

Wenn es um unsere Gesundheit geht, spielt die Ernährung eine große Rolle. An oberster Stelle sollten frische Lebensmittel stehen, die nur kurz gelagert und nur wenig verarbeitet sind. Die Nährstoffkonzentration ist dann am höchsten. Das trifft vor allem auf das heimische Angebot an Gemüse und Früchten zu. Sie müssen keine langen Transportwege zurücklegen und können daher, im Gegensatz zu Superfoods aus Übersee, unverarbeitet angeboten werden. Zudem sind sie in der Regel preisgünstiger. Um unseren täglichen Nährstoffbedarf zu decken, benötigen wir also eigentlich keine exotischen Nahrungsmittel, denn es gibt meist heimische Alternativen.

Aber: Auch Superfoods aus fernen Ländern schaden unserer Gesundheit ja nicht und sollten einen Platz auf unserem Speiseplan haben, da sie für Abwechslung sorgen und eine tolle Ergänzung unserer Ernährungsweise sein können, wenn sie unverarbeitet sind. Solche allerdings, die zum Beispiel als Pulver ins Müsli eingerührt werden, sollten nur gelegentlich zum Einsatz kommen. Sie sind ganz praktisch für einen schmackhaften Snack, wenn man mal keine Zeit zum Einkaufen oder Kochen hatte. Sie sind aber kein Ersatz für eine gesunde und ausgewogene Ernährung.

Wann ist Skepsis angebracht?

Dass bestimmte pflanzliche Nahrungsmittel einen besonders hohen Anteil gesunder Inhaltsstoffe  enthalten, die sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken, ist unbestritten. Man sollte allerdings vorsichtig sein, jeder vermeintlich gesundheitsfördernden Aussage, die diesen Produkten zugesprochen werden, Glauben zu schenken. Viele dieser Versprechungen sind bei Menschen nicht nachgewiesen und nur, weil bei bestimmten Bevölkerungsgruppen, die ein bestimmtes Superfood regelmäßig verzehren, eine Erkrankung so gut wie nicht auftritt, ist das noch kein Beweis, dass dieses Nahrungsmittel dafür verantwortlich ist. Zum einen werden viele dieser Produkte hier nicht in ihrer ursprünglichen Form angeboten und haben daher nichts mit der Anwendung in ihrem Herkunftsland gemein. Zum anderen spielt die Kombination aus vielen verschiedenen Faktoren eine Rolle. Dazu gehört, dass die Völker im Herkunftsland in vielerlei Hinsicht einen anderen Lebensstil führen, außerdem kommt es oft auch nicht auf einzelne Stoffe an, sondern auf die Zusammensetzung der Ernährung insgesamt. Umwelteinflüsse leisten ebenfalls ihren Beitrag und nicht zuletzt sind die Gene von Bedeutung, die dafür verantwortlich sein können, dass ein Stoff bei dem einen Menschen gut und bei einem anderen schlecht verwertet werden kann. Es bestehen also berechtigte Zweifel an der Übertragbarkeit der vermeintlichen Wirkungen auf unsere hiesigen Verhältnisse. Zudem ist die Entwicklung einer chronischen Erkrankung in der Regel das Ergebnis mehrerer ungünstig ineinandergreifender Prozesse in unserem Stoffwechsel. Wir sollte also keine Wunder von Superfood erwarten.

Können Superfoods schädlich sein?

Für Superfood gelten die gleichen allgemeinen Probleme, wie für andere landwirtschaftliche Produkte auch. Sie können z. B. mit Pestiziden belastet sein oder es gehen durch lange Transportwege wertvolle Inhaltsstoffe verloren. Handelt es sich um stark verarbeitete Produkte, kommt hinzu, dass die Inhaltsstoffe unter Umständen dadurch verändert oder zerstört werden. Eine genaue Zusammensetzung ist häufig nicht mehr nachvollziehbar und daher auch der gesundheitliche Wert fraglich. Gegebenenfalls kommt es sogar zu Überdosierungen, wenn Nahrungsergänzungsmittel nach dem Motto „viel hilft viel“ zum Einsatz kommen. Auch im Zusammenwirken mit Medikamenten ist Vorsicht geboten, es kann zu Wechselwirkungen kommen, die die Arzneimittelwirkung beeinflussen können.

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