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Inkontinenz: Ein gesellschaftliches Tabuthema

Aus Schamgefühl möchten viele mit niemandem über ihre Problem sprechen. Ja, Inkontinenz ist ein Tabuthema. Wer spricht schon gerne über seine intimsten Probleme? Aber es ist keine Erkrankung, die man einfach so hinnehmen muss. Inkontinenz ist gut behandelbar, oft sogar heilbar. Einer Person sollten Sie sich unbedingt anvertrauen – ihrem Arzt. Zögern Sie nicht, denn er kann Ihnen helfen Ihr Leiden zu lindern und Ihnen wieder uneingeschränkte Lebensqualität geben. In den kommenden Wochen wollen wir Sie über die verschiedenen Formen der Inkontinenz informieren und Ihnen auch Tipps an die Hand geben, wie Sie Ihr damit umgehen können.

Eine Erkrankung älterer Menschen?

Bei Inkontinenz liegt häufig eine schwache Beckenbodenmuskulatur zugrunde. Aber auch körperliche Störungen im Bereich der Blase und bestimmte Erkrankungen oder Medikamente können Einfluss auf die Blasenentleerung nehmen. Als Mann können Sie durch einen operativen Eingriff, z. B. die Entfernung der Prostata, von Harninkontinenz betroffen sein.  Bei Frauen spielen Schwangerschaft, Geburt und Wechseljahre eine wichtige Rolle. Durch diese Einflussfaktoren kann schon in jungen Jahren eine Inkontinenz auftreten.

Die Krankheit ist nicht immer gleich

Inkontinenz ist der unkontrollierte Abgang von Urin (Urin- oder Harninkontinenz) oder Stuhl (Stuhlinkontinenz). Bei der Harninkontinenz kann die Harnblase die Funktionen des Speichern des Urins und das Entleeren zum gewünschten Zeitpunkt nicht mehr richtig erfüllen. Die Funktionsfähigkeit von Blasenmuskel, Schließmuskel und Beckenbodenmuskulatur, sowie eine Störung der steuernden Nerven und Zentren in Gehirn und Rückenmark können die Ursache sein. Bei der Stuhlinkontinenz kann ebenso eine schwache Beckenbodenmuskulatur, eine Nervenschädigung oder eine Funktionseinschränkung des Afterschließmuskels Grund für die Störung sein.

Harninkontinenzformen

Es gibt verschiedenen Arten der Inkontinenz. Sie zeigen charakteristische Symptome mit unterschiedlichen körperlichen Störungen. Die Ursachen können sehr vielfältig sein.

Belastungs-inkontinenz (Stressinkontinenz)

Sie ist die häufigste Form der Inkontinenz. Das Wort Stress hat in diesem Zusammenhang nichts mit der psychischen Belastung zu tun, sondern bezeichnet die physische (körperliche) Belastung des Verschlusses der Harnblase. Kommt es bei Ihnen z. B. durch Niesen, Husten, Lachen oder körperlicher Anstrengung zu einem unfreiwilligen Urinverlust? Dann ist der Harnblasenverschluß vermutlich aufgrund einer zu schwachen Beckenbodenmuskulatur, überfordert. In selteneren Fällen ist eine Störung des Schließmuskels für eine Belastungsinkontinenz verantwortlich.

Drang-Inkontinenz (überaktive Blase, hyperaktive Blase oder Reizblase)

Verspüren Sie einen plötzlichen und nicht unterdrückbaren Harndrang? Oder leiden Sie unter vermehrter Blasenentleerung oder nächtlichem Wasserlassen? Dann liegt bei Ihnen vermutlich eine Dranginkontinenz vor. Was passiert? Die Blase hat einen Muskel der in der Füllungsphase der Blase entspannt ist. Mit zunehmendem Alter nimmt das Fassungsvermögen der Blase ab, weil der Muskel sich zu früh – schon bei kleinen Urinmengen – anspannt und den Harndrang auslöst (Harnspeicherstörung). Es kann aber auch der Informationsaustausch zwischen Gehirn/Rückenmark und Blase gestört sein. Als Folge zieht der für die Entleerung der Harnblase zuständig Muskel sich unwillkürlich zusammen oder die Blase täuscht vor sie sei voll, obwohl sie es noch gar nicht ist (Blasenentleerungsstörung).

Misch-Inkontinenz

Unter bestimmten Umständen kann auch durch verschiedene Ursachen eine Mischung aus Belastungs- und Dranginkontinenz auftreten.

Überlauf-Inkontinenz

Empfinden Sie ein Restharngefühl mit anhaltendem Harndrang und ständigem Harnträufeln? Das sind Anzeichen einer Überlaufinkontinenz. Sie ist die häufigste Inkontinenzform bei Männern. Weil die Abflusswege blockiert sind, ist die Blase permanent überfüllt. Der Blasenmuskel ist dadurch dauerhaft überdehnt, was zu einem Verlust der Blasenkontraktionsfähigkeit führt. Die Blase läuft sozusagen über ohne sich vollständig zu entleeren. Harnwegsinfektionen und Blasensteine werden begünstigt.

Reflex-Inkontinenz (neurogene Blase)

Kommt es zu unwillkürlichem Harnabgang obwohl Sie keinen Harndrang empfinden? Dann könnten unkontrollierbare Nervenreflexe der Grund sein. Dazu kommt es, wenn die Nervenbahnen zwischen Harnblase und Schließmuskel zum verantwortlichen Steuerungszentrum im Gehirn unterbrochen sind. Die Schädigung kann darin bestehen, dass sich der Blasenmuskel nicht mehr durch Nervenimpulse hemmen, somit nicht mehr willentlich kontrollieren lässt oder die Schließmuskelfunktion sich nicht mehr koordiniert lässt. In diesem Fall liegt häufig auch eine Stuhlinkontinenz vor.

Extraurethrale Harn-Inkontinenz

Kommt es zu einer ständigen Urinabgabe, allerdings nicht über die Harnwege sondern über die Scheide oder den Darm? Dann besteht das Problem vermutlich schon von Geburt an. Der Harnverlust ist nicht kontrollierbar. In der Regel kann diese Form nur mit einer OP erfolgreich behandelt werden.

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