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Welt-Aids-Tag: Lebenswertes Leben mit HIV

Heute werden Sie im Stadtbild wahrscheinlich wieder vermehrt rote Schleifen an den Jacken der Menschen entdecken. Hintergrund ist der Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember. Für uns ein Grund, die Krankheit bzw. den HI-Virus näher zu beleuchten. Anfang der 80er Jahre wurde das HI-Virus entdeckt. Heute, nach ca. drei Jahrzehnten, sind die Infektion mit HIV und die Krankheit Aids immer noch nicht heilbar. Aber das Wissen über die Erkrankung und die Entwicklung sehr wirkungsvoller Medikamente ermöglichen, bei frühzeitigem erkennen, eine gute Behandlung und ein fast normales Leben.

Würden Sie sich einem HIV-positiven Menschen gegenüber anders verhalten, als anderen Menschen? Leider sind Viele immer noch unsicher, obwohl im Alltag keine Ansteckungsgefahr besteht. Dabei ändert sich Ihr Risiko doch nicht, nur weil Infizierte aus Angst vor Ausgrenzung schweigen. Informieren Sie sich und zeigen Sie Respekt und Akzeptanz, damit Betroffene offen mit ihrer Krankheit umgehen können.

Was ist eigentlich AIDS?

Der Begriff AIDS ist eine Abkürzung und steht für „acquired immune deficiency syndrom“. Auf Deutsch „Erworbenes Immunschwäche-Syndrom“. Dieser Name steht für eine Gruppe bestimmter Krankheitsmerkmale, wie sie bei einer fortgeschrittenen HIV-Erkrankung auftreten.

Und was bedeutet HIV?

HIV steht für „Humanes Immundefizienz-Virus“, auf Deutsch „menschliches Abwehrschwäche-Virus. Es handelt sich um einen Krankheitserreger, der die körpereigenen Abwehrkräfte (Immunsystem genannt) schädigt. Was passiert in meinem Körper, wenn ich mich mit HIV infiziert habe? Das HI-Virus schwächt bestimmte Zellen unseres Immunsystems. Unser Körper ist dann nicht mehr in der Lage, eindringende Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Viren zu bekämpfen. Ist die Krankheit fortgeschritten, kommt es zu lebensbedrohlichen Erkrankungen.

Der Verlauf einer HIV-Infektion gliedert sich in folgende typische Phasen:

  • akute HIV-Erkrankung: Besonders starke Vermehrung des Virus kurz nach der Infektion mit grippeartigen Beschwerden, die nach ein bis zwei Wochen wieder von alleine verschwinden. Der Anteil an Viren in den Körperflüssigkeiten ist dann sehr hoch und die Ansteckungsgefahr besonders groß. Es bilden sich Antikörper. Das heißt, das körpereigene Abwehrsystem versucht den Virus zu bekämpfen. Im Gegensatz zu anderen Krankheitserregern kann unser Körper das HI-Virus aber nur eine Weile in Schach halten, nicht besiegen.
  • Latenzphase: Unbemerkt vermehrt sich das Virus im Körper weiter und kann so über Monate oder Jahre Schäden an unserem Immunsystem oder an Organen verursachen.
  • chronische HIV-Infektion: Die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten (z. B. grippale Infekte, Pilzerkrankungen) steigt.
  • AIDS: Irgendwann ist das Immunsystem so stark geschädigt, dass es sich immer weniger gegen Krankheitserreger wehren kann. Es entwickeln sich schwerwiegende Erkrankungen wie z. B. Lungenentzündungen, Pilzbefall der Speiseröhre, Tumore oder Schäden am Nervensystem und Gehirn, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen.

Wie lange diese einzelnen Phasen dauern, hängt von mehreren Faktoren ab, z.B. von Medikamenten, Lebensstil, der psychischen Verfassung und Begleiterkrankungen. Medikamente machen es heute möglich, die Vermehrung des Virus in unserem Körper zu verhindern und so den Krankheitsverlauf zu stoppen. Das Immunsystem kann sich wieder erholen. Das Problem ist, dass die Krankheit häufig, durch die unbemerkte Vermehrung der Viren, erst zu spät erkannt wird, wenn bereits schwerwiegende Erkrankungen auftreten.

Wo kann ich mich mit HIV anstecken und wie kann ich mich schützen?

Zu einer Ansteckung kann es kommen, wenn Körperflüssigkeiten (Blut, Samen, Scheidenflüssigkeit, Muttermilch oder der Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut des Enddarms) eines HIV-infizierten Menschen mit Wunden oder Schleimhäuten einer anderen Person in Berührung kommen und das HI-Virus so in dessen Blutsystem gelangt. Die häufigsten Übertragungswege des Virus sind ungeschützter Geschlechtsverkehr oder gemeinsames verwenden von Spritzen bei Drogenabhängigen. HIV-positive Mütter können ihr Kind im Mutterleib, bei der Geburt oder beim Stillen anstecken. Auch Bluttransfusionen stellen eine Gefahr dar, in Deutschland ist dies aber durch intensive Kontrollen der Blutprodukte äußerst gering.

Let’s talk about sex – Wichtigster Grundsatz „Kondome schützen“

Aber achten Sie auf die Qualität. Nur geprüfte Kondome, die mit dem CE- oder dlf-Kennzeichen versehen sind, bieten ausreichend Schutz. Auch das Haltbarkeitsdatum sollte nicht überschritten sein, die Kondome könnten sonst porös sein und reißen. Bei der Verwendung von Gleitmitteln nur solche verwenden, die für Kondome geeignet sind, also wasserlösliche oder fettfreie Gleitmittel. Öle, Fette, Lotionen, Cremes oder Vaseline beschädigen das Kondom. Beim Oralverkehr sollten Sie darauf achten, kein Sperma oder Blut in den Mund zu bekommen. In einer festen Partnerschaft gehört ein gemeinsamer HIV-Test, verbunden mit der Absprache außerhalb der Beziehung keine Risiken einzugehen, zu einer sicheren Möglichkeit. Beim Drogenkonsum ist es am sichersten, Spritzbesteck und Röhrchen zum schniefen nicht mit anderen zu teilen und allgemein auf hygienische Bedingungen zu achten. Eine Übertragung von einer Schwangeren oder stillenden Mutter auf ihr Kind kann mit Medikamenten verhindert werden. Aber es muss nicht immer grundsätzlich zu einer Übertragung kommen, denn auch die Anzahl der übertragenen Erreger spielt eine Rolle. Je mehr Viren sich im Blut und den Körperflüssigkeiten befinden, desto höher ist das Übertragungsrisiko. Das ist besonders nach einer frischen HIV-Infektion der Fall, da sich die Viren dann besonders stark vermehren. Sind nur wenige Viren im Blut, z. B. wenn die Einnahme von HIV-Medikamenten die Vermehrung verhindert, ist das Ansteckungsrisiko deutlich geringer. Ebenso beeinflussen bestimmte Eigenschaften des Erregers und der Gesundheitszustand der Person, auf die die Viren übertragen werden, das Übertragungsrisiko. Im ungünstigsten Fall führt schon ein einziger Risikokontakt zu einer Infektion, auf der anderen Seite kann aber auch wiederholter sexueller Kontakt folgenlos bleiben.

Und was ist im Alltag?

Sie haben Angst vor einer Ansteckung? Verständlich, es handelt sich schließlich um eine Krankheit, die z. Zt. nicht heilbar ist. Im alltäglichen Leben müssen Sie sich aber überhaupt keine Sorgen machen. Es handelt sich um ein schwer übertragbares Virus, das nur in Körperflüssigkeiten überlebensfähig ist, an der Luft wird es leicht zerstört. Folgende Situationen müssen Sie daher im Umgang mit einem HIV-positiven Menschen nicht fürchten, eine Ansteckung ist hier ausgeschlossen:

  • Kein Risiko bei Haut- und Körperkontakt z. B. Händeschütteln, Streicheln oder Schmusen.
  • Kein Risiko beim Zusammenleben in einer Familie oder Wohngemeinschaft.
  • Kein Risiko beim Spielen und Toben mit Kindern.
  • Kein Risiko durch gemeinsame Benutzung von Geschirr oder Gläsern.
  • Kein Risiko durch Kontakt mit Kleidung oder Wäsche von Menschen mit HIV.
  • Kein Risiko durch Niesen oder Anhusten.
  • Kein Risiko beim Essen und im Restaurant.
  • Kein Risiko bei der gemeinsamen Benutzung von Gemeinschaftseinrichtungen wie Schwimmbad, Sauna, Toiletten oder Waschräume.
  • Kein Risiko beim normalen Küssen auf die Wange oder den Mund. Theoretisch ist ein Risiko bei Zungenküssen nicht auszuschließen, konnte aber bisher weltweit in keinem Fall als Übertragungsweg nachgewiesen werden.
  • Kein Risiko beim Arzt- oder Zahnarztbesuch bzw. Krankenhausaufenthalt durch Beachtung der üblichen Hygienevorschriften. Lediglich bei der Gabe von Blut oder Blutplasma besteht ein äußerst niedriges Restrisiko.
  • Kein Risiko beim Friseur, Tätowieren, Maniküre, Piercing oder Ohrlochstechen, wenn die bestehenden Hygieneregeln eingehalten werden. Achten Sie darauf, dass stechende oder schneidende Gegenstände, die mit Blut in Kontakt kommen können, nur einmal benutzt werden oder wirksam desinfiziert sind. Lassen Sie Tätowierungen, Piercings oder Ohrlöcher nur bei Fachkräften stechen.
  • Kein Risiko bei Insektenstichen.

Woher weiß ich, ob ich mit dem HI-Virus infiziert bin?

Festgestellt werden kann das nur mit einem speziellen Test beim Arzt. Sollten Sie also den Verdacht haben, Sie könnten sich angesteckt haben, gehen Sie sofort zum Arzt. Anonym ist auch ein Test beim Gesundheitsamt möglich. Je früher eine geeignete Behandlung beginnt, desto größer sind die Chancen, sehr lange Zeit mit dem Virus ein fast normales Leben zu führen, ohne an AIDS zu erkranken. Im Notfall (bei dringendem Verdacht einer Ansteckung) kann bei raschem Handeln (spätestens innerhalb von 48 Stunden) sogar eine Infektion verhindert werden.

Was tun, wenn ich mich mit HIV infiziert habe?

Sehr wirkungsvolle Medikamente können zwar das Virus nicht wieder aus dem Körper entfernen, eine Heilung ist daher bislang nicht möglich, aber sie können das Immunsystem des Körpers vor dem Virus schützen, indem sie die Vermehrung von HIV stoppen und so den Ausbruch von AIDS jahrzehntelang verhindern. Dazu ist eine lebenslange Medikamenteneinnahme erforderlich. Und je früher mit der Therapie begonnen werden kann, desto besser. Die Betroffenen sollten sich genau an die von ihrem Arzt vorgeschriebenen Einnahmehinweise halten, denn nur die regelmäßige und richtige Anwendung der Medikamente kann eine Vermehrung des Virus sicher verhindern. Kommt es zwischenzeitlich doch wieder zu einer Vermehrung, kann das Virus unempfindlich und widerstandsfähig gegen die verabreichten Medikamente werden. Die Therapie muss dann auf andere Medikamente umgestellt werden. Aber nicht nur Medikamente haben Einfluss auf den Erfolg der Therapie. Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung, vermeiden Sie Belastungen wie Zigarettenrauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum und stärken Sie Ihr Immunsystem mit körperlicher Bewegung oder Ausdauersport. Achten Sie auf eine gute Zahn- und Mundhygiene. Essen Sie keine Lebensmittel, die Krankheitserreger enthalten könnten, wie z.B. rohes Fleisch oder rohen Fisch, rohe Eier, Austern und nicht pasteurisierte Milchprodukte. Entspannen Sie regelmäßig und schlafen Sie ausreichend.

Welchen Einfluss hat eine HIV-Infektion auf das Leben der Betroffenen?

Eine HIV-Infektion bedeutet nicht gleichzeitig, dass man gesundheitliche Beeinträchtigungen hat oder das alltägliche Leben eingeschränkt ist. Ob überhaupt, und wenn, mit welchen Auswirkungen, das ist individuell sehr unterschiedlich. Eine Rolle spielt dabei natürlich wie weit die Infektion fortgeschritten ist, aber auch, wie gut die Medikamente wirken, ob man sie richtig anwendet bzw. wie gut man sie verträgt. Viele Menschen mit HIV in Deutschland sind in ihrer Leistungsfähigkeit nicht eingeschränkt. Sie erleben Einschränkungen vor allem dadurch, dass sie wegen ihrer Erkrankung diskriminiert und isoliert werden oder sich aus Angst davor nicht trauen, offen mit ihrer Erkrankung umzugehen.

Es gibt keinen Grund Menschen mit HIV auszugrenzen. Setzen Sie ein Zeichen, seien Sie vorurteilsfrei, verständnisvoll und lassen Sie auch Menschen mit HIV ein Teil Ihrer Gesellschaft sein!

DocMorris unterstützt „Jugend gegen AIDS“

Übrigens: Auch DocMorris unterstützt den Kampf gegen das tödliche Virus. Da das HI-Virus gerade auch durch sexuelle Kontakte übertragen werden kann, ist eine aufgeklärte Jugend der beste Schutz vor der Verbreitung von HIV. Deswegen unterstützen wir den Verein „Jugend gegen AIDS“. Er ist ein gemeinnütziger, ausschließlich durch Jugendliche organisierter Verein, der sich den Kampf gegen sexuell übertragbare Krankheiten und für eine aufgeklärte und vielfältige Gesellschaft zur Mission gemacht hat. Seit 2009 engagieren sich in ihm bundesweit ehrenamtliche Mitglieder für Akzeptanz und ein offenes, lockeres Miteinander. Mit dem Projekt Positive Schule leistet JGA Aufklärungsarbeit an Schulen und setzt dabei auf Kreativität und Augenhöhe. Der Verein erreicht seine Ziele weiterhin durch zahllose bunte Aktionen auf Festivals und Straßenfesten. Schirmherr der Organisation ist der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier. DocMorris unterstützt das Projekt „Jugend gegen Aids“ bereits seit einiger Zeit.

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