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Photosensitivität: Welche Medikamente machen die Haut empfindlicher?

Dass die Haut bei zu starker Sonneneinstrahlung Schaden nimmt, wissen Sie wohl längst. Und die meisten von uns haben damit auch schon die ein oder andere Erfahrung gemacht: Sonnenbrand reicht von leichten Rötungen, Juckreiz und kleinen Pusteln bis hin zu starken Verbrennungen. Aber wissen Sie auch, dass es zahlreiche Medikamente gibt, unter deren Anwendung sich die Photosensitivität der Haut stark erhöht?

Diese sogenannten Photosensibilisatoren können Stoffe sein, die z. B. in Form von Salben direkt auf die Haut aufgetragen werden, oder aber Arzneimittel, die eingenommen werden und über den Blutweg in die Haut gelangen. Dort lösen sie unterschiedliche Reaktionen aus, mit der Folge der Photosensitivität (auch Photosensibilität genannt). Die Hautschädigungen, die dadurch entstehen (arzneimittelinduzierte Lichtdermatosen), treten auch schon bei Dosen von UV-Strahlung auf, die üblicherweise keinen Schaden anrichten.

Hautschädigungen, die durch zu viel Sonneneinstrahlung auftreten, werden meist ausgelöst durch UV-B-Strahlen. Sie werden durch Glas oder Kleidung weitgehend abgehalten. Für Hautreaktionen, die durch Photosensitivität auftreten, ist in der Regel UV-A-Strahlung verantwortlich und kann auch durch Sonneneinstrahlung hinter Glasscheiben oder durch dünne Kleidung auftreten.

Was passiert bei Photosensitivität?

Es gibt zwei verschiedene Reaktionen, die durch Arzneimittel eine erhöhte Lichtempfindlichkeit auslösen können: Phototoxische Reaktionen sind direkte Reaktionen der Stoffe im Körper, mit Zellmembranen, Fetten, Eiweißen, Lyosomen oder der DNA. Sie können bereits nach dem ersten Kontakt mit dem Photosensibilisator auftreten. Bei photoallergischen Reaktionen bindet der Stoff an ein Hautprotein, erst danach entsteht ein auslösendes Allergen. Photoallergische Reaktionen treten nicht nach dem Erstkontakt auf, sondern erst nach Reexposition.

Nicht immer sind diese beiden Reaktionen voneinander zu unterscheiden und manche Arzneimittel können sowohl phototoxische als auch photoallergische Reaktionen auslösen. Die auslösenden Substanzen werden daher alle mit dem Oberbegriff „Photosensibilisatoren“ bezeichnet.

Wann kommt es zur Erhöhung der Lichtempfindlichkeit?

Nicht immer führt die Einnahme von photosensisbilisierenden Medikamenten zu Hautschädigungen. Ob oder wie stark sich die Lichtempfindlichkeit ausprägt, ist von folgenden Faktoren abhängig:

  • die Substanz selbst – manche Substanzen sind stark, andere weniger stark photosensibilisierend
  • die Dosierung des Arzneimittels – je höher die Dosierung, desto größer die Wahrscheinlichkeit der Photosensitivität
  • der Zufuhrweg – z. B. äußerlich, Einnahme oder Injektion
  • die Umwandlung des Arzneimittels im Körper – die auch von anderen Eigenschaften abhängig ist, z. B. Hilfsstoffe oder Nahrungsaufnahme
  • Die Intensität und Dauer der Sonneneinstrahlung – mitunter können Medikamente im Winter gut vertragen werden, im Frühling und/oder Sommer aber Hautreaktionen verursachen. Unter Umständen kann aber auch schon kurzer Sonnenkontakt, egal ob bei kalten oder warmen Temperaturen, ausgeprägte Hautreaktionen zur Folge haben.
  • die Eigenschaft der Haut: Hauttyp, Bräunungsgrad, Hautdicke, Behaarung, Temperatur, Feuchtigkeit

Welche Hautreaktionen können durch Photosensitivität (Erhöhung der Lichtempfindlichkeit) auftreten?

  • Sonnenbrand mit Rötung, Brennen, Juckreiz bis hin zur Blasen- und Ödembildung
  • Hautausschlag, Schuppung und/oder Pustelbildung
  • lang anhaltende und/oder übermäßige Pigmentierung
  • gesteigerte Hautverletzlichkeit mit Blasenbildung
  • Verfärbungen der Nägel
  • Ablösung der Nagelplatte vom Nagelbett (ggf. erst längere Zeit nach Zufuhr des Photosensibilisators und gelegentlich noch Wochen nach Absetzen des Photosensibilisators)
  • Hautblutungen
  • Tumor

Tipps zur Vorbeugung von Photosensitivität (Lichtsensibilisierung)

  • auslösendes Arzneimittel möglichst absetzen bzw. möglichst niedrig dosieren (nach Arztrücksprache)
  • Sonnenlicht meiden, vor allem zwischen 11 und 15 Uhr
  • lichtschützende Kleidung tragen
  • Sonnenschutzmittel mit hohem UV-A-Schutz anwenden
  • nicht ins Solarium gehen
  • an Fenster von Wohnung und Auto UV-undurchlässige Folie anbringen
  • Medikamente mit kurzer Halbwertszeit (= Die Zeitspanne, in welcher die Konzentration eines Arzneimittels im Organismus auf ihren halben Wert absinkt) möglichst abends einnehmen – so kann, wenn die Arzneimittelkonzentration im Körper am höchsten ist, eine direkte Lichteinwirkung vermieden werden

Hier finden Sie eine Liste mit Arzneistoffen auf dem deutschen Markt, die das Risiko für eine Photosensitivität tragen:

– Antidepressiva

  • Amitriptylin, Citalopram, Clomipramin, Doxepin, Hypericin (Johanniskraut), Imipramin, Maprotilin, Nortriptylin, Paroxetin, Trimipramin

– Antidiabetika

  • Glibenclamid, Glimepirid

– Antiepileptika

  • Carbamazepin, Lamotrigin, Phenobarbital, Phenytoin, Topiramat, Valproinsäure

– Antihistaminika

  • Cyproheptadin, Dimenhydrinat, Diphenhydramin, Doxylamin, Loratadin, Terfenadin

– Antimikrobielle Substanzen

  • Tetracycline: Chlortetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin, Oxytetracyclin, Tetracyclin
  • Chinolone: Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin, Ofloxacin
  • Cotrimoxazol (Sulfamethoxazol/Trimethoprim), Dapson, Flucytosin, Griseofulvin, Nitrofurantoin, Pyrazinamid, Sulfadiazin, Sulfasalazin , Isoniazid

– Antimykotika

  • Itraconazol, Terbinafin, Voriconazol

– Antipsychotika

  • Chlorprothixen, Fluphenazin, Haloperidol, Levomepromazin, Olanzapin, Perazin, Perphenazin, Promazin, Promethazin, Thioridazin

– Dermatika

  • Tretinoin, Steinkohlenteer

– Systemische Dermatika

  • Acitretin, Isotretinoin, Methoxalen, Valaciclovir

– Entwässernde Medikamtente = Diuretika

  • Amilorid, Chlortalidon, Furosemid, Hydrochlorothiazid, Spironolacton, Triamteren, Xipamid, Torasemid

– Hormone

  • Corticosteroide, Östrogene, Progesterone, Spironolacton

– Lipidsenker

  • Bezafibrat , Fenofibrat

– Malariamittel

  • Chloroquin, Chinin, Hydroxychloroquin, Mefloquin

– Mittel für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • Amiodaron, Amlodipin, Captopril, Chinidin, Diltiazem, Enalapril, Fosinopril , Hydralazin, Lisinopril, Metoprolol , Nifedipin, Ramipril, Simvastatin, Verapamil

– Nichtsteroidale Antirheumatika = NSAR

  • Diclofenac, Indometacin, Ibuprofen, Ketroprofen, Meloxicam, Nabumeton, Naproxen, Phenylbutazon, Piroxicam, Tiaprofensäure

– Photodynamische Therapie

  • Porfimer, Temoprofin, Verteporfin

– zytotoxische Substanzen

  • Azathioprin, Dacarbazin, Fluorouracil, Flutamid, Methotrexat, Vinblastin

– Amantadin

– Benzydamin

– Dienogest

– Goldsalze

– Omalizumab

– Omeprazol

– Sulfasalazin

– Psoralene in ätherischen Ölen wie Zitronen-, Zedernholz-, Limonen- und Bergamottöl

Unter Umständen kann auch noch Monate nach Absetzen des Medikamentes die Lichtempfindlichkeit anhalten.In dieser Liste sind ausschließlich Arzneistoffe aufgeführt die auf dem deutschen Markt verfügbar sind.

Diese Liste ist kein Garant für Vollständigkeit.

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