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Fluorid – wichtig zur Kariesprophylaxe

Fluorid wird gerne als Mineralstoff zur Kariesprophylaxe propagiert. Immer häufiger wird heute aber von einer zusätzlichen Fluoridgabe abgeraten, denn die Folgen einer langfristig hohen Fluoridaufnahme sind nicht zu unterschätzen.

Eigenschaften von Fluor

Fluor kommt in der Natur chemisch gebunden als Fluorid vor, z. B. als Calciumfluorid oder Kaliumfluorid. In unserem Körper ist es insbesondere in Knochen und Zähnen eingelagert und ist dort an der Mineralisation und Härtung beteiligt.

Funktionen von Fluorid in unserem Körper

  • Hemmung von Bakterien an der Zahnoberfläche
  • Hemmung der Demineralisierung des Zahnschmelzes
  • Förderung der Remineralisierung des Zahnschmelzes

Unser Bedarf an Fluorid (laut DGE)

  • 0 – 4 Monate: 0,25mg/Tag
  • 4 – 12 Monate: 0,5mg/Tag
  • 1 – 4 Jahre: 0,7mg/Tag
  • 4 – 10 Jahre: 1,1mg/Tag
  • 10 – 13 Jahre: 2mg/Tag
  • 13 – 19 Jahre weiblich: 2,9mg/Tag
  • 13 – 19 Jahre männlich: 3,2mg/Tag
  • >19 Jahre weiblich: 3,1mg/Tag
  • > 19 Jahre männlich: 3,8mg/Tag
  • Schwangere / Stillende: 3,1mg/Tag

Eine höhere Zufuhr während der Schwangerschaft bringt jedoch keine Vorteile für die Entwicklung des kindlichen Gebisses.

Wer hat einen erhöhten Fluorid-Bedarf?

Einen erhöhten Fluoridbedarf gibt es nicht. Fluor ist kein lebensnotwendiger Mineralstoff, den wir mit der Nahrung zu uns nehmen müssen. Fluorid hat aber eine günstige Wirkung auf die Zahngesundheit. Die zusätzliche Aufnahme von Fluorid kann deshalb zur Kariesprophylaxe oder –behandlung sinnvoll sein.

Welche Lebensmittel liefern Fluorid?

tierische Lebensmittel: Seefisch, Meerestiere, Fleisch
pflanzliche Lebensmittel: Nüsse, schwarzer Tee
fluoridiertes Speisesalz, Trink- bzw. Mineralwasser je nach Region
In allen Lebensmitteln, ob pflanzlich oder tierisch, sind nur geringe Fluoridgehalte vorhanden.
In Lebensmittel gebundenes Fluorid wird nur unvollständig und reduziert aufgenommen, lösliche Fluoride im Trink- und Mineralwasser werden von unserem Körper fast vollständig aufgenommen.  Die meisten Trinkwasserquellen enthalten allerdings weniger als 0,3mg Fluorid/l. Die Verfügbarkeit ist daher insgesamt gering. Wenige Mineralwasser haben einen Fluoridgehalt von mehr als 1mg/l, sie dürfen die Angabe „fluoridhaltig“ tragen. Ist der Gehalt höher als 1,5mg/l sind je nach Gehalt verschiedene Warnhinweise verpflichtend. Manche Mineralwässer tragen den Hinweis „Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“. Diese dürfen nicht mehr als 0,7mg/l enthalten.

Folgen von Fluoridmangel

Wer nur wenig oder kein Fluorid zu sich nimmt wird nicht krank. Einen Fluoridmangel gibt es demnach nicht.  Es heißt zwar Fluorid schützt vor Karies, Karies ist aber keine Fluoridmangelerkrankung, Karies ist die Folge einer ungünstigen Ernährungs- und Lebensweise. Fluorid schützt uns vor Karies, weil Fluor in der Lage ist, zusammen mit Calcium die Zähne zu stärken und den Zahnschmelz vor Säureangriff zu schützen. Fluorid kann also die schädlichen Auswirkungen einer ungesunden Ernährung auf die Zähne abmildern. Wer aber eine gute Mundhygiene betreibt und auf eine zu hohe und regelmäßige Aufnahme von Zucker verzichtet, der schädigt seine Zähne auch ohne zusätzliche Fluoridzugabe nicht.

Folgen einer Fluorid-Überdosierung

Akute Fluoridvergiftung äußert sich in Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, erhöhtes Durstgefühl und erhöhte Harnmenge bis hin zu Herzstillstand und Tod.

Chronische Fluoridvergiftungen:
– Zahnfluorose = Schmelz- und Zahnbeinflecken (übermäßige Einlagerung von Fluoriden in den Zahnschmelz während der Zahnentwicklung – bis ungefähr zum 8. Lebensjahr -, mit bleibenden weißen bis braunen Flecken auf der Zahnoberfläche). Dies ist nicht nur kosmetisch störend, sondern auch schädlich für die Zähne, weil die Zahnschmelzoberfläche dadurch weniger widerstandsfähig wird.
– Knochenfluorose (verhärtete Knochen die ihre naturgemäße Elastizität verloren haben und immer brüchiger werden und im Extremfall die Gelenke versteifen) mit Knochenschmerzen und ggf. Muskelschwund, durch langjähriger erhöhter Fluoridzufuhr.
– Schädigung vieler anderer Körpergewebe, Organe und des Nervensystems.

Fluoridüberdosierungen durch Trinkwasser kommen in Deutschland nicht vor, da hier das Trinkwasser nicht fluoridiert wird und der natürliche Gehalt meist unter 0,3mg Fluorid pro Liter liegt.

Kinder sollten nicht mehr als 0,1mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht und Tag aufnehmen, das entspricht im Alter von 1-3 Jahren nicht mehr als 1,5mg/Tag und zwischen 4 und 8 Jahren nicht mehr als 2,5mg/Tag. Die Dosis für den höchsten kariespräventiven Effekt, bei gleichzeitig geringem Risiko für die Entstehung von Zahnfluorose, liegt bei 0,05mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.

Zusatzinformationen

Eine ausreichende Fluoridversorgung spielt für unseren Körper zur Kariesprophylaxe oder -behandlung eine Rolle. Eine Vermeidung von Karies kann in der Regel aber auch durch eine entsprechende Ernährungs- und Lebensweise (gesunde Ernährung, effizientes Zähneputzen, regelmäßige Zahnarztbesuche, Vermeidung zuckerhaltiger Getränke und Vermeidung von Dauernuckeln des Säuglings an der Flasche) erreicht werden.

Eine zusätzliche Fluorid-Aufnahme in Form von Tabletten, Zahncreme oder Speisesalz erhöht die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes und reduziert dadurch das Risiko für Karies. Gleichzeitig ist aber auch das Risiko für die Entstehung von Fluorosen insbesondere in der Phase der Zahnentwicklung erhöht. Unbedingt wichtig ist daher die optimale Dosis. Folgende Hinweise sollten auf jeden Fall berücksichtigt werden:

  • Fluorid in Form von Tabletten wird für Säuglinge und Kleinkinder empfohlen, wenn keine weitere relevante Fluoridaufnahme, z. B. in Form von fluoridangereichertem Speisesalz, fluoridierter Zahncreme oder fluoridhaltigem Trinkwasser erfolgt.
  • Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung rät, höchstens eine Form der Fluoridaufnahme anzuwenden. Zum Beispiel sollten, sobald mit dem Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta begonnen wird, keine Fluoridpräparate mehr eingenommen werden.
  • Generell sollte auf Fluoridtabletten verzichtet werden, wenn tägl. mindestens 1g fluoridiertes Speisesalz aufgenommen und/oder regelmäßig fluoridhaltige Erwachsenenzahncreme nach dem Durchbruch der bleibenden Zähne verwendet wird. Säuglinge und Kleinkinder mit einem Geburtsgewicht unter 3kg oder jene, die eine mit Fluoriden angereicherte Diät zu sich nehmen müssen, sollten keine Fluoridtabletten erhalten.
  • Im Baby- bis einschließlich Vorschulalter sollte keine fluoridhaltige Zahnpasta verwendet werden, um eine unkontrollierte Fluoriddosierung zu vermeiden, da Kinder in dem Alter Zahnpasta häufig noch herunterschlucken. Besser ist es auch, auf Zahncreme mit Fruchtgeschmack zu verzichten. Diese einen zusätzlichen Anreiz zum Herunterschlucken. Fluoridierte Zahnpasta sollte vor Kindern sicher aufbewahrt werden.
  • Fluorid-Gele, -Lacke und -Spüllösungen sollten nur nach Absprache mit dem Zahnarzt angewendet werden, da sie nur für Karies-Risikopatienten gedacht sind und meist zeitlich begrenzt eingesetzt werden.
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