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Hyperhidrose – wenn schwitzen zur Krankheit wird

Jeder kennt es: Es ist Sommer, Temperaturen um 30 Grad, die Luftfeuchtigkeit hoch und aus allen Poren rinnt der Schweiß. Das empfindet sicher niemand als angenehm, ist aber völlig normal. Aber was wenn einem der Schweiß auch bei niedrigen Temperaturen ohne Anstrengung und erkennbaren Grund plötzlich und unerwartet ausbricht? Diese Menschen leider an einer sogenannten Hyperhidrose (übermäßiges Schwitzen). Lästig und unangenehm kann diese Erkrankung sogar zur sozialen Isolation führen. Übermäßiges Schwitzen ist eine Erkrankung und kein Anzeichen mangelnder Hygiene. Den Betroffenen ist es unangenehm und peinlich, aber sie haben bisher keinen Weg gefunden etwas dagegen zu tun. Vielleicht weil sie mit niemandem darüber reden möchten oder weil ihnen nicht bewusst ist, dass sie an einer Krankheit leiden. Aber es gibt Möglichkeiten, die Symptome zu lindern oder sogar ganz abzustellen.

DocMorris möchten jenen Menschen Mut machen, die darunter leiden und vielleicht werden Menschen aus ihrem sozialen Umfeld mehr Verständnis haben für ein Problem, über das niemand gerne spricht.

Warum schwitzen wir eigentlich?

Schwitzen ist ein lebensnotwendiger Prozess. Der Schweiß dient zum einen als Säureschutzmantel und ist so die Abwehrfunktion der Haut gegen Krankheitserreger. Eine weitere Funktion ist das Verdunsten des Schweißes an der Hautoberfläche. Er kühlt so den gesamten Organismus, reguliert damit die Körpertemperatur und schützt den menschlichen Körper vor Überhitzung. Eine erhöhte Schweißproduktion ist zum Beispiel bei Sport oder hohen Außentemperaturen normal, wenn sie zur Kühlung des Körpers dient.

Übersteigt die Schweißproduktion die normale Wärmeregulation spricht man von starkem übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrosis). Die Schweißmenge, die der Körper zur Kühlung produziert, ist bei jedem Menschen individuell. Ob eine Hyperhidrose vorliegt richtet sich demnach nicht nach der produzierten Schweißmenge, sondern danach ob eine Störung der Schweißdrüsen vorliegt. Die Schweißdrüsen bei Hyperhidrose-Patienten sind weder vermehrt noch vergrößert, sondern lediglich überstimuliert.

Man unterscheidet zwischen ekkrinen Schweißdrüsen (sie kommen fast an der gesamten Hautoberfläche vor.) und apokrinen Schweißdrüsen auch Duftdrüsen genannt (sie kommen nur in bestimmten Hautgebieten vor zum Beispiel Achselhöhle, Genitalbereich). Die Schweißdrüsen werden vom Nervensystem gesteuert. Wir kommen ins Schwitzen, weil die Nerven durch Reize aktiviert werden und so die Schweißdrüsen zur Produktion anregen.

Welche Arten von Hyperhidrose gibt es?

Man unterscheidet zwei Arten:

  1. Generalisierte Hyperhidrose (der gesamte Körper ist betroffen)
  2. Fokale Hyperhidrose  (nur bestimmte Bereiche des Körpers wie z. B. Achselhöhlen, Hände, Füße  sind betroffen)

Bei einer sekundären Hyperhidrose ist das übermäßige Schwitzen auf Grunderkrankungen zurückzuführen (z. B. Infektionskrankheiten, Hormonschwankungen, Stoffwechselerkrankungen, Übergewicht, Pollenallergie, neurologische oder psychische Erkrankungen, Tumorerkrankungen, Nervenschädigungen, Nebenwirkungen von Medikamenten wie Kortison, Salicylsäure oder Parasympathomimetika), während bei einer primären oder essentiellen Hyperhidrose keine grundlegenden Erkrankungen oder Störungen vorhanden sind. Sie tritt oft auf, wenn die Betroffenen Angst oder Schmerzen haben oder psychischem Stress ausgesetzt sind. Die genauen Ursachen sind nicht bekannt.

Welche Probleme können bei einer Hyperhidrose auftreten?

  1. Die übermäßige Schweißproduktion wird als unangenehm empfunden, sowohl für den Betroffenen, als auch für die Menschen in seinem Umfeld. Für die Betroffenen ist es oft eine psychische Belastung. Sie fühlen sich in ihrem sozialen und beruflichen Leben stark eingeschränkt und befürchten Auswirkungen auf das gesamte soziale Umfeld, bis hin zur Isolation. Der enge Kontakt zu anderen Menschen wird gemieden.
  2. Sichtbare Auswirkungen (Schweißflecken an der Kleidung)
  3. Spürbare Auswirkungen (nasse Hände beim Händeschütteln)
  4. Bromhidrose (krankhaft gesteigerter Körpergeruch)
  5. Bei Hyperhidrosis an den Händen ist der Umgang mit feuchtigkeitsempfindlichen Materialien (z. B. Papier) ein großes Hindernis und Hände schütteln ein großes Hemmnis.
  6. Bei Hyperhidrosis an den Füßen wird, bedingt durch das Schuhwerk, die Haut aufgeweicht, es können Pilzinfektionen oder Warzen entstehen.
  7. Hoher Verlust von Flüssigkeit, der unbedingt ausgeglichen werden sollte.

 Was soll ich denn bloß machen?

Vermehrtes Schwitzen lässt sich schon durch ein paar allgemeine Maßnahmen reduzieren. Wenn Sie diese Tipps befolgen, können Sie bereits einer verstärkten Schweißproduktion entgegen wirken.

  • Vermeiden Sie Genussmittel, die eine Hyperhidrose verstärken können, z. B. Kaffee, Alkohol, Zigaretten, scharfe Gewürze.
  • Tragen Sie atmungsaktive Kleidung aus Baumwolle oder Leinen. Textilien aus Kunst- und Synthetikfasern wie Polyacryl können Schweiß nicht nach außen abgeben. Beachten Sie dies auch bei ihrer Bettwäsche.
  • Vermeiden Sie Stress, machen Sie Entspannungsübungen. Überdenken Sie Ihre aktuelle Lebenssituation. Zeitpläne könnten Ihren Tagesverlauf weniger stressig machen. Mentale Gesundheitskurse können helfen mit Stress umzugehen.
  • Bauen Sie Übergewicht ab. Übergewichtige Menschen leiden oft auch an Schweißattacken.
  • Schlafen Sie bei kühler Raumtemperatur und guter Belüftung.
  • Achten Sie auf einen ungestörten Biorhythmus. Schlafen Sie ausreichend und gehen Sie nicht zu extrem unterschiedlichen Zeiten ins Bett.
  • Tauschen Sie nassgeschwitzte Bettwäsche gegen trockene aus und nehmen Sie Ersatzkleidung mit, wenn Sie unterwegs sind.
  • Mit Saunabesuchen können Sie die Schweißdrüsenfunktion trainieren. Die starke Schweißproduktion wird angeregt, anschließend ziehen sich die Poren durch die kalte Wasserabkühlung schnell zusammen. Auf Dauer gewöhnt sich der Körper an die Temperaturschwankungen.
  • Salbeitee bei milden Formen übermäßigen Schwitzens
  • Waschungen mit Salbeiaufgüssen oder Apfelessig wirken zusammenziehend auf die Schweißdrüsen und somit vermehrtem schwitzen entgegen.
  • Der unangenehme Schweißgeruch entsteht, weil Bakterien auf der Haut den Schweiß zersetzen. Um dem entgegen zu wirken, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
  • Achten Sie besonders auf Hygiene und benutzen Sie nach Möglichkeit antibakterielle Waschlotionen. Da Sie sich vermutlich öfter waschen als normal, sollten Sie darauf achten, dass die Mittel den pH-Wert der Haut schonen.
  • Benutzen Sie Deodorants, sie enthalten Parfümstoffe, und haben eine antibakterielle Wirkung, die den unangenehmen Geruch überdecken. Für die Füße eignen sich auch Fußcremes, Fußbäder und antibakterielle Schuhsohlen.
  • Verzichten Sie auf Knoblauch, Zwiebeln oder andere Gewürze, die den Eigengeruch verstärken.
  • Entfernen Sie die Haare unter den Achseln, so können sich weniger Bakterien ansiedeln.
  • Tragen Sie echte Lederschuhe, die Füße können besser atmen, als in Schuhen aus Kunststoff. Wechseln Sie Ihre Schuhe häufig, damit sie ausreichend trocknen können. Ideal ist auch, wenn Sie die Einlagen herauslösen und waschen können. Spezielle Einlagen mit Aktivkohle, Zimt oder Zedernholz können den Schuhgeruch verhindern. Ihre Socken sollten einen hohen Baumwollanteil haben.
  • Auch die folgenden Tipps können gegen die Feuchtigkeit und den Schuhgeruch helfen: Schuhdeos, Backpulver in die Schuhe streuen, Katzenstreu in einer alten Socke über Nacht in die Schuhe legen, manche Sport- und Stoffschuhe könne Sie in der Waschmaschine waschen.

Suchen Sie aber auf jeden Fall Ihren Hausarzt auf, denn am wichtigsten ist zu ermitteln, ob es eine Ursache für Ihr Problem gibt. Sollte dies der Fall sein, es sich also um eine sekundäre Hyperhidrose handeln, dann ist das oberste Ziel eine Therapie, die die Ursache behandelt. Sollte sich damit das Problem nicht lösen lassen oder eine Ursache nicht zu ermitteln sein, dann reichen die Möglichkeiten von lokal anzuwendenden Mitteln, über Medikamente zum Einnehmen oder Spritzen, bis hin zur Operation.

Therapiemöglichkeiten

Adstringentien
Sie haben einen zusammenziehenden Effekt und verengen und verdichten so die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen. Sie sind typische Bestandteile von Deopräparaten und nur bei leichten Formen geeignet. Um die volle Wirkung entfalten zu können, müssen die Präparate dauerhaft angewendet werden.

Antitranspirantien
Diese Substanzen enthalten Metall, insbesondere Aluminiumsalze. Sie verschließen die Drüsenausführungsgänge der Haut und sind bei Ganzkörperschwitzen geeignet, können aber auch bei lokaler Hyperhidrose eingesetzt werden. Anfangs müssen sie mehrfach täglich aufgetragen werde, am wirkungsvollsten abends vor dem Einschlafen. In geringer Konzentration findet man sie in Deodorantien. Bei Hyperhidrose sind Konzentrationen von 5% bis 30% erforderlich. Für die Hand- und Fußflächenbehandlung gibt es spezielle Puder. Vorsicht: Aluminiumsalze greifen in höheren Konzentrationen Textilien an. Auch sind sie sehr hautreizend, was nach längerfristiger Anwendung zur Entstehung von Ekzemen führen kann. Nach dem rasieren sollten Sie daher 2-3 Tage auf das Auftragen von Aluminiumpräparaten verzichten, auch um Schädigungen von Körperfunktionen an Niere, Leber und Milz zu vermeiden.

Iontophorese
Besonders für die Behandlung der Hyperhidrose an Händen und Füßen geeignet. Die entsprechenden Körperteile werden in ein Salzbad getaucht, durch das ein schwacher Gleichstrom fließt. Warum auf diese Weise dem Schwitzen Einhalt geboten wird, ist nicht ganz geklärt. Die Anwendung muss anfangs täglich, später ein- bis zweimal wöchentlich wiederholt werden. Es ist eine Dauertherapie, da bald nach Absetzen der Behandlung der Therapie-Effekt aussetzt. Diese Behandlung sollte unbedingt bei einem Facharzt erfolgen.

medikamentöse Therapie
Medikamente kommen meist dann in Frage, wenn es sich um eine Ganzkörperhyperhidrose handelt und eine Therapie mit Antitranspirantien nicht ausreichend wirkt. Es kommen sogenannte Anticholinergika zum Einsatz. Sie blockieren die Nervenreize, die die Drüsen zur Schweißproduktion anregen.

  • Der Wirkstoff Methantheliniumbromid kann die Schweißproduktion bei regelmäßiger Einnahme dauerhaft senken. Ist auch bei Bedarf zur kurzfristigen Behandlung z. B. in Stresssituationen geeignet, da die Wirkung bereits nach 30-60 Minuten eintritt.
  • Der Wirkstoff Bornaprinhydrochlorid wird mit einer geringen Dosierung begonnen und schrittweise gesteigert. Vollständige Wirkung nach 2-3 Wochen. Für die akute Behandlung daher eher ungeeignet.
  • Salbeipräparate können zur Schweißreduktion bei leichter Form der Hyperhidrose oder als ergänzende Einnahme zu anderen Therapiemöglichkeiten eingesetzt werden.
  • Auch Homöopathie kann helfen die Schweißproduktion zu mindern. Sprechen Sie mit einem Homöopathen, er kann das zu Ihrer Persönlichkeit passende Mittel finden.

Spritzen
Botulinumtoxin A
Diese Therapie wird bei der axillären Hyperhidrose eingesetzt. Das Botulinumtoxin wird in mehreren Stichen unter die Haut der betroffenen Körperstellen gespritzt. Es blockiert dort die Nervenleitungen, sodass die Schweißproduktion über längere Zeit fast komplett eingestellt ist. Die Therapie muss im Abstand von einigen Monaten wiederholt werden.

Akupunktur
Auch die Akupunktur kann als alternative Therapiemethode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) in Frage kommen.

chirurgische Therapien

  1. Entfernung der Schweißdrüsen (Schweißdrüsenexzision; Anwendung in den Achselhöhlen möglich)
  2. Absaugen des Unterhautfettgewebes (Subkutane Schweißdrüsen-Saugkürettage). Dabei werden die Nerven, die die Schweißdrüsen versorgen, durchtrennt und so die Schweißproduktion gehemmt.
  3. Laserbehandlung bei axillärer Hyperhidrose
  4. Durchtrennen von Fasern des sympathischen Nervensystems (Endoskopische transthorakale Sympathektomie, kurz ETS). Die Schweißdrüsen können so nicht mehr angeregt werden Schweiß zu produzieren. Diese Methode kommt aber erst zum Einsatz, wenn keine andere Therapie erfolgreich war und die Betroffenen einen großen Leidensdruck verspüren.

Im Netz gibt es weitere viele nützliche Tipps gegen übermäßigen Schwitzens. Wir empfehlen gerne die Seite www.stark-gegen-schwitzen.de. Sollten Sie weitere Fragen zu dem Thema haben, können Sie sich gerne telefonisch an unsere Hotline wenden. Hier bekommen Sie kompetente Beratung und können auch die für Sie nötigen Mittel und Präparate bestellen. DocMorris liefert Ihnen diese dann ganz diskret direkt nach Hause.

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