Hämorrhoiden? Hat doch jeder!
Bei dem Wort Hämorrhoiden denken wir zumeist an Schmerzen und Krankheit und hoffen selbst davon nicht betroffen zu sein. Doch die Wahrheit ist: Hämorrhoiden hat jeder! Deswegen ist es auch umso wichtiger dieses Thema nicht zu tabuisieren.
Warum Hämorrhoiden keine Krankheit sind und was sie krank macht
Alles, was am After juckt, brennt oder schmerzt, wird umgangssprachlich als Hämorrhoiden bezeichnet. Tatsächlich hat jeder Mensch im Bereich des Übergangs vom Mastdarm zum After unter der Schleimhaut ein Schwellkörpersystem, welches als Hämorrhoidalposter bezeichnet wird. Dieses Polster ist wichtig. Zusammen mit dem inneren und äußeren Schließmuskel gehört es zur natürlichen Struktur des Afters und hilft der Schließmuskulatur den Darmausgang auch bei Belastung verschlossen zu halten. Wenn dieses Hämorrhoidalpolster sich vergrößert, spricht man von Hämorrhoiden. Es sind vergrößerte arterielle Blutgefäße im Inneren des Enddarms, die sich unter der Hautoberfläche ausgedehnt haben. Diese verursachen aber noch keine Beschwerden und sind weder sichtbar noch tastbar. Erst bei einer bestimmten Größe verursachen sie Beschwerden und man spricht von einem Hämorrhoidalleiden. Sie entzünden sich leicht oder reißen beim Pressen oder bei hartem Stuhl ein.
Ein Hämorrhoidalleiden entwickelt sich langsam in 4 Stadien
Stadium I
Der Schwellkörper im Enddarm (Hämorrhoidalpolster) vergrößert sich. In diesem Stadium treten noch keine Beschwerden auf und man kann die Hämorrhoiden von außen weder sehen noch tasten. Sie können sich von alleine und ohne spezielle Behandlungsmaßnahmen zurückbilden.
Stadium II
Es treten Schmerzen und Blutungen auf, die Hämorrhoiden treten beim Pressen und beim Stuhlgang hervor und ziehen sich anschließend wieder in den Enddarm zurück. Ohne entsprechende Behandlung können sie sich nicht mehr zurückbilden.
Stadium III
Die Hämorrhoiden ziehen sich nach dem Stuhlgang nicht mehr von selbst in den Enddarm zurück (man spricht von einem Prolaps), können aber mit dem Finger hinein geschoben werden. Es entsteht das Gefühl einer nicht vollständigen Darmentleerung. Es kann zu unkontrolliertem Stuhlgang kommen, da der Aftermuskel nicht mehr dicht genug schließt.
Stadium IV
Die Hämorrhoiden lassen sich nicht mehr in den Enddarm zurückschieben und bleiben dauerhaft außerhalb liegen (fixierter Prolaps). Zusätzlich zur knotenartigen Vorwölbung der Enddarmschleimhaut können Symptome auftreten wie Juckreiz, Nässen, Brennen, Schmerzen, hellrote Blutungen in der Afterregion und das Gefühl unvollständiger Entleerung nach dem Stuhlgang bzw. ein Fremdkörpergefühl. Ab Stadium III können eingeklemmte Knoten starke Schmerzen verursachen, die Folge ist ein Blutstau. Es können Blutgerinnsel (Thrombose) im Schwellkörper entstehen und so zum Absterben des eingeklemmten Knotens führen. Auch kann es zu ungewolltem Abgang von Stuhl, zu Entzündungen, Ekzeme oder Geschwüre am After kommen. Ab Stadium IV ist die Entstehung von Analfissuren, Abszesse und Analfisteln durch nässende, ekzemartige Hautveränderungen oder wunde Knoten, die sich infizieren, möglich.
Muss ich zum Arzt?
Stellen sie zum ersten Mal Symptome eines möglichen Hämorrhoidalleidens bei sich fest, sollten sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Der wichtigste Grund ist sicherlich, dass es sich auch um eine andere, ernsthafte Erkrankung handeln könnte. Aber auch wenn es sich tatsächlich um ein Hämorrhoidalleiden handelt, ist ein Arztbesuch zu empfehlen, da Hämorrhoiden sich nicht von alleine zurückbilden und die Erkrankung ohne die richtige Therapie immer weiter fortschreitet. Ein Hämorrhoidalleiden lässt sich umso besser behandeln, je früher die Therapie beginnt. Bei stärkerer Ausprägung (ab Stadium III) ist eine Behandlung mit freiverkäuflichen Arzneimitteln nicht mehr ausreichend. Die beteiligten Blutgefäße und das umgebende Gewebe müssen verödet, abgebunden oder auch chirurgisch entfernt werden.
Warum entstehen Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden bilden sich vor allem dann, wenn der Analbereich unter einem hohen Druck steht. Verschiedene Faktoren können dafür verantwortlich sein. Leiden Sie unter Verstopfung oder zu hartem Stuhl? Pressen Sie beim Stuhlgang? Leiden Sie unter Übergewicht oder haben Sie eine überwiegend sitzende Tätigkeit? Ebenso können die zu häufige Einnahme von Abführmittel, eine Schwangerschaft oder eine Bindegewebsschwäche die Anschwellung des Hämorrhoidalpolsters begünstigen.
Was kann ich tun?
Die Veranlagung kann eine Rolle spielen, dennoch können Sie viel tun um Hämorrhoidalleiden zu lindern. Am besten ist die Ursache von Hämorrhoiden zu behandeln. Beachten Sie folgende Maßnahmen, dann können Sie Einfluss auf mögliche Ursachen nehmen und die Symptome lindern. Sie sind außerdem eine sinnvolle Unterstützung, um einer Entstehung vorzubeugen:
- Halten Sie Stuhlgang nicht unnötig lange zurück. Dies führt zu hartem Stuhl und somit zu unnötigem Pressen.
- Gehen Sie nur auf die Toiletten, wenn Sie Stuhlgang verspüren und nicht weil Sie meinen, dass es mal wieder an der Zeit wäre.
- Sie dürfen sich beim Stuhlgang Zeit lassen. Unnötig lange Sitzungen sollte Sie aber vermeiden, weil dadurch ein Dauerdruck auf den Analbereich entsteht.
- Vermeiden Sie starkes pressen auf der Toilette, der Analbereich wird dadurch einem hohen Druck ausgesetzt.
- Trinken Sie ausreichend, mindestens 2 Liter täglich.
- Ernähren Sie sich ballaststoffreiche (Vollkornprodukte, rohes Gemüse, Obst mit Schale) zur Förderung eines weichen Stuhlgangs.
- Treiben Sie regelmäßig Sport. Wandern, schwimmen und Radfahren sind geeignet, da sie den Beckenboden nicht belasten.
- Bauen Sie Übergewicht ab. Jedes Kilo erhöht den Druck auf Ihren Analbereich.
- Trainieren Sie ihren Schließmuskel mit Schließmuskelgymnastik (Schließmuskel mehrmals täglich 30 mal hintereinander zusammenkneifen)
- Eine gute Analhygiene hilft Symptome zu lindern: Mit weichem Toilettenpapier tupfen, nicht reiben und nach dem Stuhlgang mit Waschlappen und lauwarmem Wasser oder mit feuchten Toilettentücher oder Babyöltüchern (keine Kosmetika oder Seifen) waschen.
Salben, Zäpfchen und Co.
Freiverkäufliche lokale Arzneimittel können nur die Beschwerden lindern, die vergrößerten Hämorrhoiden jedoch nicht verkleinern. Sie sollten nur bei leichteren Beschwerden in den Stadien I und II eingesetzt werden. Ab Stadium III oder wenn die Beschwerden sich nicht innerhalb von 1-2 Woche bessern, sollten Sie einen Proktologen (= Spezialist für Enddarmerkrankungen) aufsuchen. Reinigen Sie den Analbereich sorgfältig und tupfen Sie ihn trocken. Jetzt können Salben und Zäpfchen zum Einsatz kommen. Wenden Sie die Medikamente auf jeden Fall immer auch innerlich an, da hier die Entstehung der Hämorrhoiden ist. Hämorrhoidensalben liegt aus diesem Grund immer eine Kanüle bei, so können sie innerlich und äußerlich angewendet werden. Zäpfchen sollten Sie nicht zu tief in den Analkanal schieben, damit der Wirkstoff am Ort der Erkrankung freigesetzt wird. Zu empfehlen sind Zäpfchen mit Mulleinlage. Der Mullstreifen verhindert ein zu tiefes Reinrutschen in den Enddarm und hält, bei nässenden und blutenden Hämorrhoiden, die Haut um den After trocken. Eine sinnvolle Ergänzung zur Behandlung von Hämorrhoidalleiden sind Sitzbäder und eine feuchte Reinigung der Analregion nach dem Stuhlgang, mit Wasser und einem Waschlappen oder mit Feuchttüchern. Diese sollten aber frei von Parfüm- und Konservierungsstoffen sein. Analvorlagen helfen bei nässenden Beschwerden die Haut zu schützen und dienen als Wäscheschutz. Ist Verstopfung oder sehr harter Stuhl die Ursache für das Hämorrhoidalleiden, kann zur Erleichterung des Stuhlgangs kurzzeitig ein Abführmittel (Lactulose oder Macrogol) eingenommen werden. Eine längerfristige Einnahme ist nicht ratsam, da die Funktion des Stuhlreflexes dadurch negativ beeinflusst wird und die Beschwerden auf Dauer verstärken.