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Postnatale Depression – das können Sie tun!

Postnatale Depressionen sind keine Seltenheit bei frisch gewordenen Müttern. Rund 19,2 % aller Frauen sind in den ersten drei Monaten postpartal (nach der Geburt) davon betroffen. Trotz der weiten Verbreitung ist es für Betroffene oft schwer, sich die Erkrankung einzugestehen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Woran man eine postnatale Depression erkennt und welche Schritte Sie zur Genesung einleiten sollten, erklären wir Ihnen.

Was sind postnatale Depressionen und Emotionen?

Die erkrankten Mütter zeigen veränderte Verhaltensweisen – wie zum Beispiel eine reduzierte verbale und visuelle Kommunikation mit dem Kind. Die depressive Symptomatik ist zudem oft geprägt von der gedanklichen Auseinandersetzung mit dem Kind und den Anforderungen der Mutterschaft. Die Mütter leiden unter Versagensängsten und Minderwertigkeitskomplexen, erleben sich als „schlechte Mutter“, die es nicht einmal schafft, den Bedürfnissen ihres Kindes gerecht zu werden und auch sonst im Leben nicht mehr wie vor der Geburt funktioniert. Ausweichendes Verhalten des Kindes und vorhandene Stillprobleme werden als Bestätigung für das eigene Versagen interpretiert und verstärken den Teufelskreis und die zunehmende Erschöpfung. Folgende Symptome können ebenfalls Anzeichen für eine postnatale Depression sein: Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Stimmungsschwankungen, Schuldgefühle, Ängste, Schlafstörungen.

Dies kann in der Folge übrigens auch bei den Kindern zu Verhaltensstörungen führen: Schlaf- und Stillprobleme, Vermeidungsverhalten mit Abwendung des Blickes, verringerte Affektregulation sowie Fütter- und Gedeihstörungen können auftreten. Im schlimmsten Fall sind sogar langfristige Bindungsprobleme und geminderte kognitive, emotionale, verbale und soziale Fähigkeiten zu beobachten. Daher ist es umso wichtiger, eine Erkrankung frühzeitig zu erkennen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Da eine Geburt im Allgemeinen mit Freude verbunden wird, haben betroffene Mütter jedoch oft Hemmungen, ihre negativen Gefühle kundzutun. Sollten Sie den Verdacht haben, selbst an einer postnatalen Depression zu leiden oder jemanden in Ihrem Umfeld zu kennen, der erkrankt ist: Haben Sie keine Hemmungen, Ihre Ängste und Wahrnehmungen offen anzusprechen, erzählen Sie offen von Ihren Gefühlen und suchen Sie ärztlichen Rat, damit Ihnen schnell geholfen werden kann.

Therapie der postnatalen Depression

Die antidepressive Therapie basiert auf Gesprächen, Einbindung von Angehörigen, medikamentöser Therapie und Psychotherapie. Außerdem helfen eine Vernetzung im Eltern-Kind-Bereich, beispielsweise über Babymassage oder sogenannte PEKiP-Gruppen, die Spiel-, Bewegungs- und Sinnesanregungen im Gruppensetting vermitteln. Eine Entlastung der Mutter im Haushalt, z.B. durch eine (über die Krankenkasse finanzierbare) Haushaltshilfe/Kinderbetreuung ist oft ratsam. Eine postnatale Depression ist also behandelbar, die Erfolgschancen einer Genesung sind sehr gut. Sie muss aber behandelt werden, deshalb ist es wichtig, dass Sie sich entsprechende Hilfe suchen. 

Screening – wie kommt die Therapie zur Patientin?

Obgleich Schwangerschaft und frühe Mutterschaft durch regelmäßige Kontakte zum medizinischen Versorgungssystem gekennzeichnet sind, erhalten nur 18 % der psychisch erkrankten Schwangeren und Mütter eine psychiatrische Diagnose, da die Probleme zu selten angesprochen werden oder auch nicht aktiv danach gefragt wird. Es gibt Selbstauskunftsbögen, über die Ihr Arzt leicht herausfinden kann, ob Sie an einer depressiven Symptomatik leiden. Einen ersten Hinweis können auch Ihre Antworten auf die folgen zwei Fragen geben:

  • Fühlten Sie sich im letzten Monat häufiger niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos?
  • Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?

Wenn Sie beide Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, sollten Sie sich bezüglich genauerer Diagnostik an einen Arzt wenden. Eine meist rasche Unterstützung betroffener Frauen durch Schwangerenberatungsstellen ist bis zum dritten Lebensjahr des Kindes problemlos möglich.

Abzugrenzen ist die postnatale Depression gegenüber dem innerhalb von zehn Tagen nach der Geburt bei 50 % bis 80 % der jungen Mütter anzutreffenden Baby Blues. Hierbei handelt sich um eine leichte Verstimmung, die 24–48 Stunden nach der Entbindung aufgrund der hormonellen Veränderungen auftritt. Sie dauert in der Regel nicht länger als 2 Wochen. Die betroffenen Frauen weinen, sind reizbar, besorgt und erschöpft, affektlabil mit emotionalen Überreaktionen, auch Schlafprobleme sind häufig. Zumeist verschwindet das Bild vollständig, nur in seltenen Fällen erfolgt ein Übergang in eine postnatale Depression. Beim Baby Blues ist keine spezifische medikamentöse Behandlung erforderlich, günstig sind stützende und aufklärende Gespräche und vor allem ausreichende Ruhephasen.