Thrombose erkennen – so geht’s!
Obwohl in Deutschland jedes Jahr Schätzungen zufolge bis zu 100.000 Menschen an einer durch eine Thrombose verursachten Lungenembolie sterben, sind die Krankheiten in der Bevölkerung weitestgehend unbekannt. Da die Symptome einer Thrombose häufig unbestimmt sind oder sogar gänzlich fehlen, ist die Diagnosestellung oft auch für den Arzt nicht einfach. Dies zeigt auch die Patientengeschichte von Jennifer P. Sie erleidet mit 16 Jahren eine Thrombose, die Folgen begleiten sie bis an ihr Lebensende…
Thrombose? „Doch nicht in Ihrem Alter!“
Jennifer P. erleidet mit 16 Jahren eine Lungenembolie, die Folgen begleiten sie bis an ihr Lebensende…
Wie leicht die Symptome einer Thrombose und sogar einer Lungenembolie übersehen werden können, zeigt die Geschichte von Jennifer. Alles begann mit einem Schwindelgefühl: Als die 16-jährige in ihrem Elternhaus die Treppe hochging, wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen und sie fiel um. Die herbeigerufene Hausärztin erklärte den Schwächeanfall mit einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme. „Das nahmen wir erst einmal so hin, obwohl es nicht wirklich stimmen konnte, da ich eigentlich immer einen sehr stabilen Kreislauf und noch nie Probleme damit hatte.“ Dass dies nicht der Grund gewesen sein konnte, zeigte sich auch in den Folgetagen, in denen der Schwindel anhielt, der Ruhepuls konstant hoch blieb und die Atmung schwer fiel.
Ein Besuch im Krankenhaus einige Tage später brachte keine neuen Erkenntnisse. „Drei Tage lag ich ohne Diagnose oder Behandlung im Krankenhaus. Dann konnte ich wieder nach Hause, zwar raste mein Herz immer noch und schon beim Gang auf die Toilette bekam ich Atemnot, aber mir wurde nicht mehr schwindelig.“ Nach einigen Wochen wurde das Herzrasen weniger und das Luftholen fiel wieder leichter. Eine zufriedenstellende Erklärung konnte bis zu diesem Zeitpunkt jedoch kein Arzt liefern.
Einen Monat später traten dann erneut Beschwerden auf. Was wie ein eingeklemmter Nerv mit einem Ziehen im Leistenbereich begann, wurde schnell zu starken Schmerzen, die das gesamte Bein betrafen. Der Besuch bei der Hausärztin endete mit einer Überweisung ins Krankenhaus. „Man erkannte erst einmal nur eine Thrombose, später im Krankenhaus dann genauer eine tiefe Beckenvenenthrombose. Kein Arzt konnte sich erklären, wieso so etwas bei einem 16-jährigen Mädchen auftritt.“
Weitere Untersuchungen wurden nicht durchgeführt. Stattdessen wurde Jennifer auf Blutverdünner eingestellt und beobachtet. Nach der Entlassung musste sie einige Wochen Kompressionswickel tragen, bis schließlich Kompressionsstrümpfe verschrieben wurden. Zur Überraschung der Familie sollten die blutverdünnenden Medikamente nach einigen Monaten einfach abgesetzt werden.
Endlich Gewissheit
Da die Schmerzen im Bein auch weiterhin anhielten, wendete sich die Familie an einen Angiologen, einen Gefäßmediziner, im naheliegenden Uniklinikum. Endlich wurden die Zusammenhänge erkannt. „Der damalige Schwächeanfall stellte sich als eine Lungenembolie heraus, bereits zu diesem Zeitpunkt befanden sich Gerinnsel in meinen Blutgefäßen.“ Einige davon wurden in Lungengefäße geschwemmt, lösten eine Embolie mit folgender Tachykardie – einem anhaltend erhöhten Puls – und Atemnot aus. Dazu parallel bildete sich im linken Bein bis hoch in die Beckenvene eine Thrombose. In vielen klärenden Gesprächen und Dank der genauen Diagnosen konnten die Ursachen so bestimmt und Jennifer besser medikamentös eingestellt werden. Weitere Untersuchungen sollten zeigen, wie weit sich das Gerinnsel bereits aufgelöst hatte und in welchem Umfang sich Kollateralvenen gebildet hatten. Dabei wurde eine weitere Ursache für die Thrombose gefunden: „Eine Engstelle, verursacht durch eine Arterie, die meine Beckenvene zudrückte. Ein Blutfluss war an dieser Stelle kaum vorhanden.“ Abhilfe sollte ein Stent schaffen, der die Beckenvene offen hält. Schon einen Tag nach der Operation waren das Schweregefühl im Bein und die Schmerzen verschwunden. „Bis heute bin ich dankbar für diesen Eingriff. Ich kann normal gehen, laufen und rennen, ohne dass etwas verkrampft.“
Die Krankheit bleibt Teil des Lebens
Heute trägt Jennifer einen Kompressionsstrumpf am linken Bein und ist auf Blutverdünner angewiesen. Beide werden sie bis ans Lebensende begleiten, da die Thrombose Gefäße und Venenklappen stark beschädigt hat. Ihrer Lebensfreude tut dies jedoch keinen Abbruch: „Das Wichtigste und Beste ist, dass durch den minimalinvasiv Eingriff so viel gerettet wurde. Keine Schmerzen und weniger Krampfadern. Ohne die OP hätten sich bald noch mehr Krampfadern gebildet, einige Jahre später hätte ich dann ein offenes Bein gehabt.“ Zwei Mal im Jahr werden zur Sicherheit Kontrolluntersuchungen durchgeführt, ansonsten kann Jennifer heute wieder ein normales Leben führen: „Mit meiner Geschichte möchte ich helfen, über diese Krankheit aufzuklären, denn Thrombose kann tatsächlich jeden treffen.“
Thrombose auf einen Blick
Obwohl in Deutschland jedes Jahr Schätzungen zufolge bis zu 100.000 Menschen (Quelle: www.risiko-thrombose.de) an einer durch eine Thrombose verursachten Lungenembolie sterben, sind die Krankheiten in der Bevölkerung weitestgehend unbekannt. Da die Symptome einer Thrombose häufig unbestimmt sind oder sogar gänzlich fehlen, ist die Diagnosestellung oft auch für den Arzt nicht einfach. Das Aktionsbündnis Thrombose setzt sich mit der Kampagne „Risiko Thrombose“ für mehr Aufklärung bei Patienten, Angehörigen und Akteuren im Gesundheitswesen ein. Auf der Website www.risiko-thrombose.de finden Interessierte viele kostenlose Materialien sowie Informationen zu Diagnose, Therapie, Risikofaktoren und Tipps zum Alltag mit Thrombose. Außerdem stellt die Seite eine Arztdatenbank zur Verfügung.