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Diabetes-Typen – ein Überblick

Diabetes mellitus ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Umgangssprachlich auch als Zuckerkrankheit bezeichnet, ist die Stoffwechselerkrankung Diabetes gekennzeichnet durch dauerhaft hohe Blutzuckerwerte. Weil es dafür unterschiedliche Gründe gibt, wird der Diabetes mellitus in verschiedene Typen unterteilt. Meist ist vom Typ-1-Diabetes oder Typ-2-Diabetes die Rede. Was das bedeutet und welche Typen es sonst noch gibt, erfahren Sie im folgenden Überblick.

Wie funktioniert die Zuckerverwertung in unserem Körper?

Unsere Körperzellen benötigen Zucker als Energielieferant für unsere Muskeln und die Funktion unserer Organe. Nehmen wir Zucker mit der Nahrung auf, gelangt dieser zuerst vom Darm ins Blut und kann hier im ganzen Körper in die Zellen der Muskeln und Organe verteilt werden. Bei gesunden Menschen ist der Körper in der Lage, den Blutzuckerspiegel auf einem konstanten Niveau zu halten. Dazu dienen die Hormone Insulin und Glucagon, die in der Bauchspeicheldrüse gebildet werden. Insulin wird benötigt, damit der Zucker in die Zellen gelangen kann. Sinkt der Blutzuckerspiegel zu stark, z. B. weil wir zu lange nichts gegessen haben, wird das Hormon Glucagon ausgeschüttet, um den Blutzuckerspiegel wieder zu erhöhen.

Welche Diabetes-Typen gibt es und warum entsteht Diabetes?

Wenn die Zuckerverwertung in unserem Körper nicht richtig funktioniert, bleibt der Zucker im Blut. Ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, liegt ein Diabetes vor.

Diabetes-Typ-1

Typ-1-Diabetes ist gekennzeichnet durch völliges Fehlen von Insulin, aufgrund der Zerstörung insulinproduzierender Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Die Ursachen dieser Diabetes-Form sind bisher nur zum Teil bekannt. Das höchste Risiko für einen Typ-1-Diabetes besteht in der genetischen Veranlagung. Zusätzlich entwickelt sich eine Autoimmunreaktion. Das heißt, das Immunsystem schädigt die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse irreversibel. Möglicherweise erhöhen aber auch Virusinfektionen das Erkrankungsrisiko. Diabetes-Typ-1 tritt meist bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei jungen Erwachsenen auf, je nachdem wann die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen so weit fortgeschritten ist, dass die Zuckerverwertung nicht mehr gewährleistet ist. Diabetes-Typ-1 wird häufig schnell diagnostiziert, weil die Erkrankung deutliche Symptome verursacht, wie starken Gewichtsverlust, übermäßigen Durst, häufiges Wasserlassen und Müdigkeit. Eine Therapie mit Insulin ist zwingend erforderlich.

Diabetes-Typ-2

Die meisten Diabetiker sind vom Diabetes-Typ-2 betroffen. Er entsteht in der Regel aufgrund familiärer Veranlagung und eines ungesunden Lebensstils. Dazu gehören Übergewicht, Bewegungsmangel und falsche Ernährungsweise, mit ballaststoffarmer und kalorienreicher Kost sowie dem häufigen Verzehr von sogenannten schnellen Kohlenhydraten (in Form von Zucker und Weißmehlprodukten). Sie verursachen einen überdurchschnittlich starken Anstieg des Blutzuckerspiegels, was wiederum zur Produktion von großen Insulinmengen führt. Kommt dann mangelnde Bewegung hinzu, braucht der Körper wenig Energie, obwohl ihm viel Energie zugefügt wird. Der Organismus leidet dann unter einem extremen Energieüberschuss. Da die Zellen den vom Insulin angebotenen Zucker nicht benötigen, stumpfen sie mit der Zeit ab und reagieren nicht mehr auf das Insulin, d. h. sie sind Insulinresistent. Anfänglich versucht die Bauchspeicheldrüse die Insulinresistenz durch die Produktion hoher Insulinmengen zu kompensieren. Das kann jahrelang funktionieren, die Bauchspeicheldrüse wird dadurch aber überfordert. Im weiteren Verlauf wird die Insulinausschüttung reduziert, weil die insulinproduzierenden Zellen erschöpfen. Zusätzlich kann bei einem Typ-2-Diabetes das Darmhormon GLP-1 nicht ausreichend gebildet werden. Normalerweise sorgt dieses Hormon dafür die Insulinausschüttung anzuregen, wenn wir Kohlenhydrate zu uns nehmen. Durch den Mangel an GLP-1 kann dieser Vorgang nicht mehr korrekt funktionieren und es kommt auf diese Weise ebenfalls zu einem Insulinmangel. Durch den langsam fortschreitenden Verlauf der Erkrankung spüren die Betroffenen lange Zeit keine Symptome. Auch später sind die Symptome nicht so dramatisch wie beim Typ-1-Diabetes. Dennoch fühlen sich die Betroffenen müde, abgeschlagen und sind leicht anfällig für Infekte. Meist tritt ein Typ-2-Diabetes bei Erwachsenen im mittleren und höheren Alter auf, er wurde deshalb früher auch als Alterszucker bezeichnet. Immer häufiger sind mittlerweile aber auch junge Menschen und Kinder davon betroffen (ebenfalls aufgrund eines ungesunden Lebensstils), weshalb die Bezeichnung Altersdiabetes heute nicht mehr verwendet wird. In der Regel ist der Blutzuckerspiegel durch eine Umstellung des Lebensstils zu verbessern. Bewegung fördert die Insulinempfindlichkeit der Zellen und dadurch die Zuckeraufnahme in die Zellen. Der durch die Bewegung einsetzende Muskelaufbau fördert zudem den Zuckerverbrauch. Zusätzlich ist dieser Diabetes mit Antidiabetika als Tablette gut zu behandeln. Im weiteren Verlauf kann aber eine Insulintherapie erforderlich werden.

Gestationsdiabetes = Schwangerschaftsdiabetes

Schwangerschaftsdiabetes tritt erstmals in der Schwangerschaft auf und entsteht überwiegend bei übergewichtigen Frauen, die älter als 30 Jahre sind. Typische Anzeichen wie starker Durst und erhöhter Harndrang bleiben meist aus.  Ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes kann zur Frühgeburt, Geburtskomplikationen oder einer Fehlgeburt führen. In der Regel bildet sich dieser Diabetes nach der Geburt wieder zurück. Viele Schwangere erkranken allerdings ein paar Jahre nach der Entbindung an Typ-2-Diabetes. Auch das Risiko für das Kind, im späteren Leben übergewichtig zu sein und an Typ-2-Diabetes zu erkranken, ist erhöht.

Sonstige Diabetes-Typen = Sekundäre Diabetesformen

Seltene Formen sind Diabetes-Typen, die durch genetische Defekte, Infektionen, Medikamente, Bauchspeicheldrüsenerkrankungen oder Störungen im Hormonhaushalt verursacht werden.
Häufig werden diese anderen spezifischen Diabetes-Typen mit einem Typ-1- oder Typ-2-Diabetes verwechselt. Das ist problematisch, da ein anderer Diabetes-Typ auch einer anderen Therapie bedarf. Außerdem ist es bei diesen sekundären Diabetesformen – in der Vergangenheit auch als Typ-3-Diabetes bezeichnet – möglich die Blutzuckerlage zu normalisieren, wenn die Ursache beseitigt wird, z. B. eine Bauchspeicheldrüsenentzündung behandelt wird oder ein Medikament gewechselt oder abgesetzt wird. Nicht immer liegt ein bestimmter Diabetes-Typ vor, auch Mischformen sind möglich. Jeder Diabetes-Typ bedarf einer individuellen Therapie, auch das Stadium der Erkrankung ist zu berücksichtigen. Die Veranlagung einen Diabetes zu entwickeln ist erhöht, wenn in der Familie bereits eine Diabetes-Erkrankung aufgetreten ist.

Prädiabetes

Der Prädiabetes ist die Vorstufe des Typ-2 Diabetes. Anhand der Blutzuckerwerte lässt sich frühzeitig erkennen, ob sich ein Diabetes Typ-2 entwickelt. Die Blutzuckerwerte sind bei einem Prädiabetes bereits erhöht, aber noch nicht so hoch, dass man von einem Diabetes Typ-2 spricht. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus einem Prädiabetes im Laufe der Zeit die tatsächliche Zuckerkrankheit entwickelt, ist sehr hoch. Im Gegensatz zum echten Diabetes kann sich ein Prädiabetes allerdings zurückentwickeln. Gewichtsabnahme und die Veränderung hin zu einem gesunden Lebensstil sind die Eckpfeiler, die Entwicklung hin zu einem Diabetes Typ-2 zu verhindern.

Wie gefährlich ist Diabetes mellitus?

Diabetes mellitus ist eine Erkrankung, die sich über einen längeren Zeitraum entwickelt – je nach Diabetes-Typ manchmal über Jahre – bevor sie Beschwerden verursacht. Im Verborgenen werden Blutgefäße und Organe aber bereits geschädigt. Auch ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus führt zu Stoffwechselentgleisungen mit Über- oder Unterzuckerung, die mit Gefahren und Folgeschäden einhergehen. Nicht selten wird ein Diabetes mellitus durch eine Depression begleitet. Die Zuckerkrankheit selbst oder deren Spätfolgen stellen für die Betroffenen eine psychische Belastung dar.

Unterzuckerung = Hypoglykämie

Sinkt der Blutzuckerwert in einem bestimmten Bereich ab, spricht man von Hypoglykämie. Es treten Symptome auf wie Schwitzen, Zittern, Unruhe, Sprachstörungen, Verwirrtheit und Bewusstseinseintrübungen. Eine starke Unterzuckerung ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der zu einem multiplen Organversagen führt. Zu einer Unterzuckerung kommt es, wenn die Insulinmenge im Blut zu hoch ist, z. B. wenn Patienten sich Insulin spritzen oder Tabletten einnehmen, welche die Insulinproduktion anregen und dem Körper nicht ausreichend Kohlenhydrate zugeführt werden. Wird eine Mahlzeit ausgelassen oder kommt es zu einer ungewohnt hohen körperlichen Anstrengung, führt das ebenfalls dazu, dass der Blutzuckerwert zu stark absinkt.

Überzuckerung = Hyperglykämie

Zu hohe Blutzuckerwerte werden meist durch einen Insulinmangel verursacht. Dieser Anstieg des Blutzuckerspiegels ist z. B. auf einen noch nicht erkannten Diabetes-Typ-1 zurückzuführen oder wenn in der Diabetes-Therapie das Insulin zu niedrig dosiert wird oder weitere Faktoren den Insulinbedarf erhöhen bzw. sich die Insulinempfindlichkeit der Zellen verringert. Weil durch den Insulinmangel der Zucker nicht in die Zellen gelangen kann, versucht der Körper den Energiebedarf durch den Abbau von Fettreserven zu decken. Dies führt jedoch zu einer Übersäuerung. Die Symptome dieser sogenannten Ketoazidose sind ein süßlich riechender Atem, vertiefte Atmung, Übelkeit und Erbrechen. Auch hier kann es unbehandelt zu Bewusstseinsstörungen kommen, bis hin zum lebensbedrohlichen Diabetischen Koma. Bei einem Diabetes-Typ-2 kann eine starke Überzuckerung auch plötzlich ausgelöst werden, z. B. durch Infektionen, akute Herz-Kreislauf-Ereignisse, bestimmte Medikamente, große Mengen zuckerhaltiger Getränke, schwere Durchfälle oder Erbrechen. Das kann zu einer extremen Entwässerung (Dehydrierung) des Körpers führen, beginnend mit großem Durst, erhöhtem Harndrang, Müdigkeit, Schwindel, Herzrasen und Krämpfen. Im Extremfall kommt es zu Bewusstlosigkeit, die eine akut lebensbedrohliche Situation darstellt.

Folgeschäden

Ein schlecht eingestellter Blutzuckerwert schädigt langfristig die Blutgefäße durch vermehrte Ablagerungen. Durchblutungsstörungen führen zu Erkrankungen der Herzkranzgefäße und Bluthochdruck, was das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich erhöht. Augenerkrankungen verschlechtern das Sehvermögen, im Extremfall droht eine Erblindung. Eine eingeschränkte Nierenfunktion kann zu verminderter Leistungsfähigkeit und Ödemen führen, bis hin zu chronischem Nierenversagen und Dialyse. Nervenschädigungen mit Empfindungsstörungen und Taubheitsgefühlen können durch unbemerkte Verletzungen einen diabetischen Fuß, bis hin zur Amputation, zur Folge haben. Die Schäden im vegetativen Nervensystem können zudem Störung der Blasenentleerung, oder Erektionsprobleme mit sich bringen. Diabetes mellitus kann sich auch auf die Zahngesundheit auswirken, das Risiko an einer Zahnfleischentzündung und einer Parodontitis zu erkranken steigt. Aufgrund der akuten Gefährdung und der Langzeitschäden ist es wichtig einen Diabetes möglichst frühzeitig zu erkennen. Denn wenn der Blutzuckerspiegel gut eingestellt ist, können mögliche Folgeerkrankungen minimiert, herausgezögert oder unter Umständen sogar verhindert werden.

Wie erkenne ich einen Diabetes?

Ob Sie bereits an einem Diabetes leiden oder ob sie gefährdet sind einen Diabetes zu entwickeln, kann der Arzt durch Messung des Blutzuckerwertes feststellen. Nehmen Sie daher regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahr, um einen Diabetes rechtzeitig zu erkennen. Ist zu viel Zucker im Blut, versucht der Körper diesen über den Urin auszuscheiden, was zu vermehrtem Durstgefühl führt. Außerdem verbrennt der Organismus mehr Fett zur Energiegewinnung. Sollte Sie bei Ihnen also Symptome wie starken Durst, vermehrter Harndrang, Gewichtsverlust, Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder einen Atem, der nach Aceton riecht (bedingt durch die Fettverbrennung) feststellen, dann könnte es sich um einen Diabetes handeln. Sie sollten dann umgehend einen Arzt aufsuchen.

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