CGM: Kontinuierliche Glukosemessung für Diabetiker
Wer als Diabetiker auf Insulin angewiesen ist, braucht eine gut eingestellte Therapie, um seinen Blutzuckerwert unter Kontrolle zu haben. Manche Diabetes-Patienten haben aber trotz langjähriger Blutzuckermessung mit starken Blutzuckerschwankungen zu tun – mit der Folge, dass eine Unterzuckerung nicht rechtzeitig bemerkt wird. Für Diabetiker kann daher das Continuous Glucose Monitoring (CGM), eine kontinuierliche Glukosemessung, sinnvoll sein, um Defizite der herkömmlichen Diabetes-Therapie auszugleichen.
Was ist eigentlich die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) bei Diabetes?
Continuous Glucose Monitoring (CGM) bedeutet so viel wie „kontinuierliche Glukoseüberwachung“. Es handelt sich dabei um ein Messsystem für Diabetiker, welches dabei hilft, die Zuckerwerte besser unter Kontrolle zu haben und dadurch die Diabetes-Therapie zu optimieren. Im Gegensatz zur herkömmlichen Blutzuckermessung bei Diabetes wird mit CGM nicht der Blutzuckerwert ermittelt, sondern der Zuckergehalt in der Gewebeflüssigkeit des Unterhautfettgewebes. Während die Blutzuckermessung nur eine Momentaufnahme ist, findet die Messung beim CGM kontinuierlich und vor allem automatisch statt. Der aktuelle Zuckerwert ist damit jederzeit verfügbar und eine drohende Über- oder Unterzuckerung vorhersehbar. CGM-Systeme werden in der Regel aber nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur herkömmlichen Blutzuckermessung innerhalb der Diabetes-Therapie eingesetzt. Zusammen mit dem behandelnden Arzt kann die individuelle Diabetes-Therapie anhand der gesammelten Daten angepasst und damit die Lebensqualität verbessert werden.
Wie funktioniert die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) für Diabetiker?
Diabetes-Patienten können sich für die kontinuierliche Glukosemessung einen kleinen Sensor unter der Haut platzieren lassen. Der Sensor wird in der Regel am Bauch oder am Oberarm eingesetzt. Es gibt Systeme, bei denen der Diabetes-Patient den Sensor mit Hilfe einer Setzhilfe selbst einführt und ihn alle 5 bis 14 Tage austauscht. Bei anderen Mess-Systemen wiederum wird der Sensor durch geschultes Fachpersonal beim Arzt eingesetzt und bleibt bis zu 6 Monate unter der Haut.
Der Sensor misst dann kontinuierlich den Zuckergehalt in der Gewebeflüssigkeit des Unterhautfettgewebes und sendet die Daten, je nach Gerät, an eine Smartphone App, an ein spezielles Empfangsgerät oder an eine Insulinpumpe und kann dort von dem Diabetes-Patienten oder einem Arzt abgelesen werden. Diese Messmethode wird auch rtCGM genannt (rt steht für real time = Echtzeit). Die CGM-Geräte sind zusätzlich mit einer Alarmfunktion ausgestattet: Diabetiker können also individuelle Grenzwerte eingeben, um bei einer drohenden Über- oder Unterzuckerung rechtzeitig gewarnt zu werden. Ist der Glukose-Grenzwert erreicht, wird ein Alarm ausgelöst, der den Patienten sogar nachts wecken kann. Zudem kann die Messung an eine Insulinpumpe gesendet werden, welche – je nach Gerät – nicht nur den Wert anzeigt, sondern gegebenenfalls auch die Insulinzufuhr individuell anpasst. Bei einer Hypoglykämie wird die Insulinzufuhr aus der Pumpe unterbrochen, bei einer Hyperglykämie die Insulinzufuhr erhöht.
Was ist der Unterschied zwischen der FGM-Messung und CGM?
Von der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) ist das FGM-System (Flash Glucose Monitoring) zu unterscheiden, welches ebenfalls in der Behandlung von Diabetes eingesetzt wird. Beim Flash Glucose Monitoring müssen die Zuckerwerte aktiv abgefragt werden. Das bedeutet, der Sensor misst zwar ebenfalls laufend die Zuckerwerte im Gewebe, es findet aber keine automatische Übertragung statt. Das Messgerät oder das Smartphone mit der passenden App muss von dem Diabetes-Patienten aktiv über den Sensor bewegt werden, um die Werte zu empfangen und ablesen zu können. Dieses System wird auch isCGM-System (= Intermittent Scanning Continious Glucose Monitoring) genannt.
Wieso sind die Zuckerwerte aus Blut und Gewebeflüssigkeit unterschiedlich?
Sowohl bei der CGM-Messung, als auch beim FGM-System ist der Zuckerwert aus der Gewebeflüssigkeit zum gemessenen Zeitpunkt nicht identisch mit der aktuellen Blutzuckerkonzentration. Dieser Unterschied entsteht dadurch, dass der Blutzuckerwert erst mit ca. 5-10 Minuten Verzögerung in der Gewebeflüssigkeit sichtbar wird. Ist also beispielsweise am Verlauf der Werte eine kontinuierliche Verminderung der Glukosekonzentration erkennbar, könnte der Blutzuckerwert schon deutlich unter dem gemessenen Zuckerwert aus dem Gewebe liegen. Damit die Glukosewerte richtig berechnet werden können, kann es für Diabetiker daher notwendig sein, das CGM-System mittels klassischer Blutzuckermessung zu kalibrieren. Wer als Diabetiker Anzeichen einer Über- oder Unterzuckerung vermutet oder einen Alarm über das CGM-System erhält, sollte zusätzlich auch den Blutzuckerwert messen, um den aktuellen tatsächlichen Zuckerwert zu ermitteln.
Welche Vorteile bietet die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) für Diabetiker?
Durch eine kontinuierliche Messung der Zuckerwerte (CGM) kann der Glukoseverlauf über 24 Stunden lang abgelesen werden. Das heißt, Diabetiker erhalten einen vollständigen Überblick über die Entwicklung ihrer Werte im Tagesverlauf. Diese Methode macht Blutzuckerschwankungen ersichtlich, die z. B. durch Sport verursacht werden oder mit der Ernährung auftreten. Für den Diabetes-Patienten wird ersichtlich, wie sich bestimmte Lebensmittel oder körperliche Aktivitäten innerhalb der Diabetes-Therapie auf den Glukosewert auswirken. Mit dem CGM-System kann zudem nachvollzogen werden, wie die Werte in der Nacht sind. Insbesondere im Schlaf kann dann die zusätzliche Alarmfunktion z. B. bei einer drohenden Unterzuckerung mehr Sicherheit bieten.
Ist die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) für jeden Diabetiker geeignet?
Ein CGM-System kommt vor allem für Typ-1-Diabetiker in Frage, die mit starken Blutzuckerschwankungen zu tun haben, eine Unterzuckerung nicht rechtzeitig bemerken oder mehr als 10 Blutzuckermessungen täglich durchführen müssen. Besonders empfehlenswert ist die kontinuierliche Glukosemessung zudem für Kinder mit Typ-1-Diabetes, und auch Frauen mit Diabetes profitieren vor oder während einer Schwangerschaft vom Einsatz eines CGM-Systems.
Und: Diabetiker, die den angestrebten HbA1c-Wert trotz verschiedener Therapieoptionen nicht erreichen, könnten mit dem vorübergehenden Einsatz eines CGM-Systems Fortschritte erzielen.
Grundsätzlich kann natürlich auch für einen Typ-2-Diabetiker mit Insulintherapie der Einsatz eines Continuous Glucose Monitoring sinnvoll sein. Ob diese Mess-Methode für Sie von Nutzen ist, hängt von vielen Faktoren ab. Den Einsatz eines CGM-Systems sollten Sie daher mit Ihrem Diabetologen besprechen und gemeinsam mit ihm entscheiden, ob ein CGM-System innerhalb der Diabetes-Therapie für Sie in Frage kommt.