Latenzzeit: Wie lange dauert es, bis eine Pille wirkt?
Von der Einnahme eines Arzneimittels vergeht eine gewisse Zeit, bis die Wirkung eintritt. Diese Zeitspanne wird Latenzzeit genannt. Der Wirkungseintritt ist der Zeitpunkt, an welchem ein Effekt beobachtet oder messbar wird. Die Latenzzeit kann im Bereich von Minuten, Stunden, Tagen oder sogar Wochen liegen.
Viele Faktoren haben Einfluss darauf, wie lange es bis zum Wirkeintritt dauert. Der Arzneistoff muss nach der Verabreichung erst einmal zu dem Ort gelangen, an dem er wirken soll. Meist geschieht das über den Blutkreislauf. Je schneller die Substanz also ins Blut kommt, desto schneller kann sie wirken. Die Arzneiform und die Verabreichungsart spielen somit eine entscheidende Rolle für den Wirkungsbeginn.
Einflussfaktoren zur Latenzzeit
Folgende Faktoren haben Einfluss auf die Latenzzeit – also darauf, wie schnell ein Medikament wirkt:
- Die Darreichungsform und wie die Aufnahme in den Körper erfolgt
Logisch erscheint, dass eine Applikation durch Spritzen, direkt in die Vene, am schnellsten wirkt, wie es z. B. in medizinischen Notfällen erwünscht ist.
Auch Inhalationen bei Erkrankungen der Atemwege zeigen in der Regel einen raschen Effekt, da der Wirkstoff über die Atemluft direkt an den Wirkort in die Lunge gelangt. Dies gilt ebenso für andere Anwendungen, die direkt am Wirkort angewendet werden können. Tabletten und andere feste Arzneien müssen zuerst im Magen und Darm aufgelöst werden, um dann über die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf zu gelangen.
Arzneien in flüssiger Form (z. B. Saft, Tropfen, Brausetabletten) wirken schneller, da sie nicht zuerst im Körper aufgelöst werden müssen. Manche sogenannte Schmelztabletten lösen sich direkt im Mund auf und können so schneller, unter Umständen sogar schon über die Mundschleimhaut, vom Körper aufgenommen werden.
- Wo das Arzneimittel in den Körper aufgenommen und wo es wirken soll
Je länger und umständlicher der Weg vom Applikationsort bis zu seinem Bestimmungsort ist, desto länger bis zum Wirkungseintritt.
- Wie lange das Medikament benötigt, um sich aufzulösen, vom Körper aufgenommen und verteilt wird
Muss ein Medikament zuerst im Körper aufgelöst werden, z. B. Tabletten im Magen und Darm oder Zäpfchen, um dann in die Blutbahn und so zu seinem Bestimmungsort zu gelangen, dauert es entsprechend lange (z. B. bei Kopfschmerztabletten 30 bis 90 Minuten), bis die Wirkung einsetzt. Man spricht von einer systemischen Wirkung, wenn der Wirkstoff über die Blutbahn im Körper verteilt wird.
- Wie hoch der Wirkstoff dosiert ist
Erst wenn eine bestimmte Wirkstoffkonzentration im Körper erreicht wird, zeigt sich eine Wirkung.
- Die Eigenschaften, Struktur und Wirkmechanismus des Arzneistoffes
Bestimmte Medikamente benötigen sehr lange bis eine Wirkung spürbar wird. Bei Antidepressiva kann dies z. B. mehrere Tage bis Wochen dauern.
- Welche Haltung ich bei der Einnahme habe
In aufrechter Körperhaltung kann das Medikament die Speiseröhre schneller passieren.
- Ob der Wirkstoff zuerst im Körper in seine wirksame Form umgewandelt werden muss
Manche Arzneistoffe können nicht in ihrer Wirkform verabreicht werden. Damit sie überhaupt eine Wirkung haben, müssen sie zuerst im Körper umgewandelt werden.
- Ob die Einnahme mit oder ohne Nahrungsaufnahme erfolgt
Häufig sollen Arzneimittel nüchtern eingenommen werden. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme beeinflusst das Arzneimittel, seine Löslichkeit und die Aufnahme in den Körper. Wird doch etwas gegessen, fördert viel trinken auch hier die Geschwindigkeit bis zum Wirkungseintritt. Nur bei schlecht wasserlöslichen Wirkstoffen hat die Einnahme mit dem Essen einen positiven Effekt. Die Einnahmehinweise im Beipackzettel sollten beachtet werden.
- Wie viel Flüssigkeit mit der Einnahme aufgenommen wird
Muss ein Arzneimittel zuerst aufgelöst werden, spielt die zusätzlich aufgenommene Flüssigkeitsmenge eine entscheidende Rolle.
- Welche Temperatur die zusätzliche Flüssigkeitszufuhr hat
Je wärmer die Flüssigkeit, desto schneller in der Regel die Auflösung. Eine Auflösung bereits im Mund ist meist jedoch nicht wünschenswert.
- Mit welcher Flüssigkeit ich das Medikament einnehme
Leitungswasser ist zur Medikamenteneinnahme am besten geeignet, da es den wenigsten Einfluss auf das Arzneimittel nimmt. Von einer Einnahme mit Milch oder Grapefruitsaft ist in den meisten Fällen abzuraten, da sie die Wirksamkeit beeinflussen.
- Die Regelmäßigkeit der Anwendung
Bei einer Dauermedikation ist die regelmäßige und gleichmäßige Anwendung, nach Anweisung des Arztes notwendig, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen.
- Die zusätzliche Einnahme anderer Medikamente führt häufig zu Wechselwirkungen
Viele Medikamente beeinflussen sich gegenseitig. Die Wirkung kann vermindert, verstärkt, beschleunigt oder verzögert einsetzen.
- Individuelle Faktoren des Patienten
Jeder Körper ist anders und reagiert unter Umständen anders auf ein und denselben Wirkstoff. Z. B. kann die Dauer der Darmpassage und damit die Aufnahme in den Blutkreislauf unterschiedlich sein.